Hoffnung für besorgte Bürger

Am Wochenende durfte ich im Rahmen des Zündfunk Netzkongress ein Lob auf das Smartphone singen. Es geht in dem Beitrag – der hier im Netz steht – auch um das Smartphone, aber vor allem geht es um ein anderes Verhältnis zum Neuen, zum Unbekannten.

Der Vortrag basiert in weiten Teilen auf dem, was ich im in einem Buch zusammengefasst habe, das im Januar 2018 bei Piper erscheint. Es heißt „Das Pragmatismus-Prinzip“ und fasst im Untertitel zusammen, worum es mir in Vortrag und Buch geht: „Zehn Gründe für einen gelassenen Umgang mit dem Neuen“

Ich glaube, dass es an einem hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft fehlt. Das Morgen ist Optimisten wie hierzulande vor allem Pessimisten ein mit ihren Wünschen und vor allem Sorgen beschriebenes Blatt und viel zu selten ein offener, ein gestaltbarer Raum. Um es mit den Worten der sehr tollen Rebecca Solnit zusammenzusammen: Wir brauchen mehr Hoffnung. Sie schreibt:

Hoffnung ist die Umarmung des Unbekannten und dessen, was man nicht wissen kann. Hoffnung ist eine Alternative zu der Gewissheit, die Optimisten und Pessimisten gleichermaßen ausdrücken. Optimisten denken alles werde sich zum Guten wenden ganz ohne unser Zutun; Pessimisten nehmen die gegenteilige Haltung ein – beide finden darin eine Entschuldigung dafür, nicht selber aktiv zu werden.

Braucht man das? Noch bevor man mir nach dem Vortrag am Freitag die Frage stellen konnte, beantwortete die Bild-Zeitung sie übrigens per Titelzeile: „Deutschlands Schüler immer schlechter“ stand auf der Seite eins der Samstags-Ausgabe. Die Zeile sollte eine „Alarm-Studie zum Schreiben, Rechnen, Zuhören“ verkaufen und lieferte den perfekten Beweis für das, was ich in Vortrag und Buch kritisiere: Den Alarmismus, der vor allem darauf basiert, dass nach uns immer nur Niedergang kommt. Niemals würde irgendjemand behaupten, dass die nachfolgende Schülergeneration jetzt aber mal wirklich klüger und smarter sei als man selber. Immer wird behauptet, dass früher noch richtig gelernt, geschrieben, gerechnet und zugehört wurde. Muss ja auch so sein: Denn früher war man ja selber dabei.

Ich traue diesem Alarmismus nicht. Wo immer Hysterie und Panik geschürt werden, antworte ich mit dem Shruggie: ¯\_(ツ)_/¯ und frage mich: Und wenn das Gegenteil richtig wäre?

Diese Frage und die zugrunde liegende Haltung, die ich in Das Pragmatismus-Prinzip in zehn Gründen zusammnengefasst habe, scheint mir die beste Versicherung gegen den selbstgerechten Alterungsprozess zu sein, bei dem am Ende immer nur die eigene Vergangenheit als Maßstabe gilt – und nie die Zukunft als gestaltbarer Raum. Deshalb gilt: Für mehr ¯\_(ツ)_/¯!

https://www.youtube.com/watch?v=Kgz-OdVkjb

2 Kommentare

[…] Denn das ist doch der Grund, warum wir in Wahrheit übers Scheitern sprechen: Weil es nicht mehr reicht, einfach nur im Recht zu sein. Weil die Welt so komplex geworden ist, dass man nicht selten überfordert ist und deshalb oftmals eben falsch liegt. Das geht aber nur, wenn man sich selber eingesteht, sich zu korrigieren. Wenn man seine Meinung nicht rausbrüllt, sondern ändern kann. Scheitern in diesem alltäglichen, nicht epischen Sinne interpretiert, ist ein Plädoyer für Pluralität – für die Annahme, dass man selber falsch und der andere richtig liegen könnte. Und bei diesem Verständnis von Scheitern geht es nicht darum, dass man sich einmal ganz doll geirrt hat und dann ganz richtig lag, sondern um einen kontinuierlichen Zweifel. Und um die Fähigkeit, trotzdem und immer wieder die Hoffnung nicht zu verlieren. Denn das scheint mir dringend überfällig: Hoffnungen ernst zu nehmen – und nicht nur Sorgen. […]

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