Was ich mit den 200 Euro vom Kulturpass machen würde

Was für eine gute Idee! Die Bundesregierung eröffnet allen Menschen, die in diesem Jahr in Deutschland 18 Jahre alt werden, einen Zugang zum großen Feld der Kultur: der Kulturpass stattet sie mit 200 Euro aus, die sie über die App Kulturpass ausgeben können.

Völlig unabhängig davon, wie das Projekt konkret umgesetzt wurde, hat es bei mir eine Frage aufgeworfen, die ich auch Dir stellen möchte: Was würdest du mit den 200 Kulturpass-Euro tun?

Auch als nicht-18-jährige Person kann man die App installieren und sich „Auf gut Glück“ durchs Angebot von Museen, Theatern und Buchhandlungen klicken. Das ist interessant und verwirrend zugleich. Denn je mehr Angebote man dort sieht (Event: Reeperbahn Comedy 2023, Buch: Neue Wege im DaF-Unterricht, Zeitschrift: mare – Ausgabe 82, Lesung: Sex ist wie Mehl, Jürgen von der Lippe), umso drängender stellt sich die Frage: Wie sieht eigentlich die Kultur aus, die ich mir als 18-Jähriger heute wünschen würde?

Klar, jetzt kann man kanonartig Bücher rauskramen, die an sich große Bedeutung haben, seit Jahren aber ungenutzt im Regal stehen. Mir scheint aber etwas anderes viel wichtiger als diese Distinktions-Perspektige auf Kultur: ein offener Begriff von Kultur. Denn je wilder und chaotischer die Angebote werden, umso klarer bin ich der Meinung: Kultur ist die Fähigkeit, Dinge zu sehen, zu denken und vielleicht sogar zu verstehen, die ich nicht ohnehin schon weiß, kenne und zu meiner Überzeugung zähle.

Meine Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet also: Suche dir aus dem Angebot diejenigen Veranstaltungen, Ausstellungen und Bücher heraus, die du nicht eh schon interessant findest. (Symbolbild: unsplash) Geh in die Oper, wenn dein Musikkonsum eher poplastig ist. Suche dir ein Techno-Konzert heraus, wenn du üblicherweise nur klassische Konzerte besuchst.

Vielleicht wäre das auch der wichtigste Wegweiser durch den Kulturpass-Dschungel: Reverse-Empfehlungen von Menschen, die nicht mehr 18 sind. Hinweise auf Kultur, die die Empfehlenden selbst erst kennen lernen müssen.