Mein Geld, meine Hoffnung für Krautreporter

Menschen, die sich mit Crowdfunding befassen, nennen die Phase, in der das ambinitionierte Projekt Krautreporter gerade steckt, das Tal: die flache Ebene zwischen dem Start-Hype und der Schlussphase, in der jeweils sehr viele Menschen mitmachen. Mir war vorher klar, dass ich genau in diesem Tal meinen Beitrag zu dem Versuch leisten würde, Journalismus neu zu denken. Was mir vorher nicht klar war: wie wenig begeistert ich das tun würde.

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Seit dieser Woche bin ich Mitglied bei den Krautreportern – dass sich dadurch aber nichts in meinem Verhältnis zu dem Projekt geändert hat, zeigt, warum mir Begeisterung fehlt. Ich hatte gedacht, es ginge hier ernsthaft um den Versuch, Journalismus nicht einzig über den Content, sondern über Kontext zu verkaufen. Ich hatte gedacht, hier würde ernst gemacht mit den Möglichkeiten des sozialen Netzes, mit den Dynamiken, die entstehen wenn viele das Gleiche wollen – auch abseits der bekannten Bühnen. Aber Viralität und soziale Dynamik werden von dem Projekt nicht gefördert. Krautreporter funktioniert – trotz gegenteiliger Bekundungen – derzeit noch immer in alter Prägung. Ich schreibe noch, weil ich hoffe, dass es sich zu einem tatsächlichen Experiment des Neuen wandeln könnte:

Hört auf, auf Online-Journalismus zu schimpfen und fangt an, den wirklichen Wert zu erkennen, den Krautreporter gerade hat: seine Leserinnen und Leser. Fast 6000 Leute haben dem Projekt Geld gegeben. Das ist erstaunlich großartig. Das sind fast 6000 Leute, die eine Rolle spielen (wollen). Das tun sie aber nicht. Sie tauchen auf der Seite nicht auf, ihr Interesse wird nicht genutzt. Sie werden lediglich als Multiplikatoren angesprochen, nicht als Teilnehmer.

Hört auf, auf Fernseh-Erwähnungen zu schauen und dämliche Aktivierungsaktionen für einige wenige anzuzetteln. Statt Facebook-Fans zu beschimpfen, die kein Geld geben, sollte ihr euch mit denen freuen, die mitmachen. Bindet sie ein, macht sie zu wirklichen Mitgliedern. Diskutiert mit ihnen, fragt bei ihnen nach und zeigt den Menschen, die noch nicht Mitglied sind, was ihnen entgeht.

Es klingt so blöd, aber fast will ich den Krautreporter zurufen: Macht endlich Crowdfunding und hört auf, einfach nur Geld einzusammeln!

>>> Hier kann man das Projekt unterstützen!

Mehr zur Debatte rund um Krautreporter bei Michalis Pantelouris, Thomas Knüwer, Daniel Fiene, Das Nuf – und natürlich auch hier und hier.

14 Kommentare

ich würde meinen: „macht crowdsourcing und nicht nur crowdfunding“ ;) zudem ist der krautreporter mAn zu unspezifisch. ich denke nischenprojekte haben im derzeitigen stadium von crowdfunding höhere chancen, da sich die crowd stärker damit identifizieren kann. wieso soll ich mainstream reportagen, die’s eh zuhauf gibt, unterstützen? aber das wurde glaub ich schon alles mal gesagt ;)

Ja, es hat leider etwas: Wir machen tollen Journalismus, ihr dürft uns unterstützen, und dann gibt es 2 Artikel pro Tag.
Wahrscheinlich wollen sie es nicht so machen, aber es kommt etwas so rüber.

Stimmt. Leider. Mich erstaunt zudem, dass gerade einzelne der so genannten Alpha-Journalisten doch recht ruhig sind und sich darauf beschränken zu teilen, was andere über sie sagen. Dialog ist das nicht. Ich hätte erwartet, dass gerade jetzt noch mal eine Schippe draufgelegt wird. Statt dessen habe ich den Eindruck, dass die Unterstützer zum Teil aktiver sind als einige der Krautreporter selbst. Manche erwecken den Eindruck, schon aufgegeben zu haben. Das Bild eines Teams, das gemeinsam für ein Ziel kämpft, sieht für mich anders aus. Ich war zu Anfang einmal sehr gespannt und wünsche den Krautreportern noch immer, dass sie es schaffen. Aber ich frage mich, ob wirklich alle dabei bleiben, wenn sie sich klarmachen, was Crowdfunding eigentlich bedeutet.

Ich finde das hier klingt ziemlich stark nach dem altbekannten Mimimi wenn es ein gutes Projekt gibt, bei dem man – ach du Schreck – auch tatsächlich Schwächen entdecken kann. Ja klar gibt es die. Solange sie aber nur darin bestehen, dass sie Fernsehberichte teilen oder die Facebook-Freunde zum Mitmachen auffordern ist aber irgendwie alles im Butter.

Ich fühle mich als Mitglied übrigens ausreichend eingebunden. Die Umfrage war so ausgelegt, dass man frühzeitig seinen Senf zum Projekt beitragen kann, die vorläufige Kostenplanung ist veröffentlicht und auf fragende Kommentare wird schnell und kompetent reagiert. Aber man sucht sich lieber eine Aktivierungsaktion heraus, über die man spricht, obwohl man die auch ignorieren könnte, wenn sie einem nicht zusagt.

[…] für ein Jahr Journalismus von 25 Autoren einzusammeln, zieht inzwischen doch erhebliche Kritik auf sich. Und zwar von Personen, die nicht gerade dafür bekannt sind, sich vorschnell illoyal zu äussern. […]

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