Möglichkeiten und Moral in Zeiten der Ungeduld

Im vergangenen Sommer trug sich ein kleiner Austausch über den angeblichen Diebstahl in der digitalen Welt zwischen Sascha Lobo, Marcel Weiss und zu Teilen auch mir zu. Daran fühlte ich mich erinnert, als ich in der aktuellen Folge der in der Tat absolut lobenswerten Lobo-Kolumne folgendes las:

In einer der wenigen nicht lobbyvergifteten Studien zum Thema illegale Downloads hat sich gezeigt, dass Ungeduld der wichtigste Faktor beim nicht rechtmäßigen Herunterladen von Software ist. Für Musik dürfte Ähnliches gelten. Aus dem eigenen Erleben dürften viele die Ernüchterung kennen, wenn ein phantastisches Musikstück oder eine spannende neue TV-Serie nirgends legal zum sofortigen Download angeboten wird. Sogar moralisch gefestigte Charaktere geraten dann in die Versuchung, mit einem Klick ihrer Ungeduld nachzugeben. Als Kompromiss mit dem eigenen Gewissen wird dann der spätere Kauf der DVD ausgehandelt. Oder sich zumindest ganz fest vorgenommen. Jedenfalls, wenn der Film gut ist.

Der Abschnitt ist herausgelöst aus einem Text, der sich mit digitaler Ungeduld befasst. Er zeigt, wie kompliziert es ist, im digitalen Raum Möglichkeiten und Moral miteinander zu vereinbaren – zumal wenn die beschriebene Kultur der Ungeduld (die zurecht gelobt wird) hinzutritt. Diese gilt es ebenso zu akzeptieren wie das Diebstahl-Dilemma, um herauszufinden, wie man Lösungen für dieses in erster Linie eben nicht moralische Problem findet.

Sie einfach zu umgehen, führt zu keiner Lösung, sondern zu Windungen und Wendungen, die das Zitat sehr anschaulich vor Augen führt.