Gegen die Corona-Panik

[white_box]
Als ich diesen Text Anfang März anlegte, war die Corona-Lage noch vergleichsweise entspannt. Mittlerweile hat sich nicht nur die medizinische Situation verändert. Auch der Umgang mit dem Virus hat eine andere Phase erreicht. Deshalb hier Hinweise auf Projekte, die nach diesem Text entstanden:

– eine Podcast-Folge über Falschmeldungen und Gerüchte
– ein SZ-Text mit 10 Ratschlägen gegen Gerüchte
– ein Live-Format mit der VHS Südost zum Thema Kommunikation in der Krise – hier kann man den Stream im Re-Live anschauen.

[/white_box]

Medienkompetenz, darin sind sich alle schnell einig, ist eine wichtige Fähigkeit, die Schülerinnen und Schüler dringend lernen müssen. Dass Medienkompetenz aber auch von den Menschen erlernt werden muss, die gar nicht mehr in eine Schule gehen, zeigen die vergangenen Tage und der mediale Umgang mit dem so genannten Corona-Virus.

Mein Kollege Patrick Illinger hat in der SZ aufgeschrieben, warum der Umgang mit dem Erreger so kompliziert ist und ist dabei zu dem Schluss gekommen: „Panik wäre jetzt jedenfalls die falsche Reaktion, auch wenn die Fallzahlen steigen. Schon frühere Epidemien haben gezeigt, dass übersteigerte Angst fataler sein kann als das Virus.“

Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, ein Update für die Seite #gegendiepanik zu verfassen – und uns daran zu erinnern, dass jede und jeder dazu beitragen kann, ob sich eine virale Form der Hysterie verbreitet. Denn auch dein persönliches Verhalten ist dazu angetan, deine Mitmenschen anzustecken – mit Panik und irrationalen Reaktionen. Das gilt in so genannten Breaking-News-Situationen (wie bei dem Terror-Anschlag am OEZ) genauso wie im aktuellen Umgang mit dem Corona-Virus. Das, was du postest und weiterleitest kann andere in Panik versetzen (Foto: unsplash). Es ist deshalb ratsam, vorher darüber nachzudenken – wie man sich verhält.

Hier sieben ganz unmedizinische Hinweise (wer es medizinischer mag: Hier ein Text gegen die Panik)

1. Ich bin mir bewusst, dass eine von mir verbreitete Information gerade bei Freunden als verlässlich wahrgenommen wird. Dieser Verantwortung meinen Freunden gegenüber versuche ich gerade in unübersichtlichen Situationen wie dem Corona-Fall gerecht zu werden – und poste deshalb nicht unüberlegt und aus reiner Angst heraus.

2. Bevor ich etwas veröffentliche oder an meine Freunde schicke, atme ich dreimal tief durch – und suche mindestens zwei verlässliche Quellen für die Informationen. Es gibt in solchen Situationen immer wieder Betrüger, die bewusste falsche Informationen verbreiten – wie die WhatsApp-Botschaft ab nächster Woche würden Geschäfte nur noch zwei Stunden öffnen. Das stimmt nicht.

3. Ich verbreite keine Gerüchte! Ich halte mich nur an bestätigte Informationen und versuche mich von Spekulationen fernzuhalten. Deshalb halte ich mich an offizielle Stellen, an seriöse Medien und verifizierte Accounts! Twitter weist zum Beispiel unter dem Hashtag #coronovirus ganz oben auf den Account der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hin.

4. Ich bin mir bewusst, dass derartige Nachrichtenlagen Betrüger anziehen, die mit Absicht Fotomontagen und bewusste Lügen verbreiten. Die Falschmeldung, Daniel Radcliffe sei erkrankt, ist ein abschreckendes Beispiel dafür. Ich unterstütze dies nicht durch unvorsichtiges Weiterverbreiten – auch nicht um sie zu widerlegen oder ihnen zu widersprechen. Das ist das Ziel dieser Form der Betrügerei: die aktuelle Aufmerksamkeit für ihre Interessen zu nutzen.

5. Ich hüte mich davor, sofort Problemlösungen zu verbreiten. Ich kenne den Reflex des „kommentierenden Sofortismus“ (Bernhard Poerksen) und folge ihm nicht. Ich verbreite keine einseitigen Schuldzuweisungen und gebe diesen auch durch Retweets und Zitate keine Bühne. Dies gilt besonders für Rassismus, der sich durch das Virus zeigt.

6. Egal wie schlimm die Situation sich anfühlen mag, ich werde nicht in Panik verfallen und selber dazu beitragen, dass noch mehr Menschen in Angst überreagieren. Ich versuche durch mein eigenes Verhalten Social-Media-Gelassenheit zu verbreiten.

7. Dazu zählt auch, dass ich mich zunächst an die Ratschläge der offiziellen Stellen halte und mich dort informiere, welches Verhalten angemessen ist. Panik zählt nicht dazu.

Hintergrund zu dem ursprünglichen Text gibt es hier

[white_box]

Das Thema ?Corona-Krise hat sich zu einem kleinen Schwerpunkt im Blog in diesem Monat entwickelt – unter dem ?Schlagwort gibt es noch mehr Artikel
[/white_box]