loading: Drachenväter

Tom Hillenbrand und Konrad Lischka wollen ein Buch schreiben. Die beiden sind anerkannte und bekannte deutsche Autoren, einen Verlag zu finden, dürfte für sie kein Problem sein. Tom Hillenbrand und Konrad Lischka wollen diesmal aber gar keinen Verlag finden. Die beiden wollen ein Buch mit ihrer Lesern schreiben: Drachenväter – die Geschichte des Rollenspiels ist ein Crowdfunding-Projekt bei Startnext, das aktuell bei über 4000 Euro steht.

Drachenväter from Konrad Lischka on Vimeo.

Schon vor der Buchmesse habe ich den beiden den loading-Fragebogen gemailt, dessen Antworten hier jetzt zu lesen sind.

Was macht Ihr?
Wir wollen die Geschichte der Pen&Paper-Rollenspiele aufschreiben und darstellen. Nächstes Jahr wird “Dungeons & Dragons” 40 Jahre alt. Mit Würfeln und Zinnfiguren zocken, das klingt für manchen archaisch, aber diese Spiele haben Generationen von Gamedesignern geprägt. Man findet Mechanismen aus dem frühen D&D und anderen Pen&Paper-Systemen in fast jedem Computerspiel, selbst in Farmville. Wir wollen dieses Buch richtig gut aussehen lassen und die ganze irre Optik aus vier Jahrzehnten Spielkultur zeigen: Gnome, Magier, Trolle, Untote und Cyberpunks. Es soll ein großformatiges, edel gedrucktes, durchgehend farbiges Buch werden, vollgestopft mit Fotos.

Warum macht Ihr es so?
Wir haben mit einigen klassischen Verlagen über das Buch gesprochen. Die eine Hälfte sagte: „Hä? Rollenspiele?“ Denen fehlen einfach die Nerdgene. Und selbst jene, die das Thema interessant fanden, meinten: “Aber bitte nicht so viele Bilder und keine Farbe. Sonst wird das so teuer.” Das waren uns zu viele Kompromisse. Und da haben wir uns gedacht: Bevor wir ein Buch machen, das uns am Ende nicht gefällt und den Fans auch nicht, machen wir es lieber selbst, mithilfe der Community.

Wer soll da mitmachen?
Zunächst natürlich jeder, der früher einmal Rollenspiele gespielt hat oder immer noch spielt. Wir haben mit fast allen Helden der Szene gesprochen, in Archiven gewühlt und längst verschollene Fotos alter Spiele ausgegraben. Darüber hinaus aber auch alle, die sich für Kulturgeschichte interessieren. Wenn man die Nerdkultur und die Generation C64 verstehen will, geht das eigentlich nicht ohne eine Betrachtung des Phänomens Rollenspiel. In den Achtzigern gingen an Weihnachten jedes Jahr vier, fünf Millionen D&D-Basisboxen über die Ladentheke. Das ist das einflussreichste Spiel des 20. Jahrhunderts.

Wie geht es weiter?
Das erste Feedback war überwältigend. Jetzt werden wir nochmal die geplanten Dankeschöns bei Startnext überprüfen und an die Wünsche der Community anpassen. Dann ist es zwei Monate lang möglich, “Drachenväter” vorzubestellen. Während dieser Zeit werden wir den Fans immer wieder die Möglichkeit geben, den Produktionsprozess zu verfolgen und zu kommentieren. Außerdem werden wir vermutlich auf der Spielemesse in Essen sein, dem wohl größten Treffpunkt für Rollenspieler, und uns dort den Fragen der Community stellen.

Was sollten mehr Menschen wissen?
Aus D&D kommen nicht nur Konzepte wie Level, Erfahrungspunkte, Lebensenergie, Fertigkeiten und so weiter. Sondern letztlich auch die ganze Idee der virtuellen Realität. Die Vorstellung, dass man in einer Phantasiewelt die Rolle einer Figur übernimmt und dann mit anderen interagiert, ist heute jedem unter 50 geläufig. Und das liegt letztlich an Rollenspielen. Ohne die sähe unsere Welt ganz anders aus. Was auch zu wenige wissen: Trolle kann man nur durch Säure- oder Feuerschaden töten, außer es handelt sich um Feuertrolle. Gegen die hilft weder das eine noch das andere.

>>> Das Drachenväter-Projekt hier auf Startnext unterstützen.
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Unter dem Schlagwort loading stelle ich in loser Folge handgemachte bzw. Crowdfunding-Projekte vor, die spannend sind und/oder für eine neue Bezahlkultur stehen. Das mache ich (auch), weil mein aktuelles Buch ebenfalls über Crowdfunding verfügbar gemacht wurde. Man kann den loading-Ideen im Blog folgen (hier den RSS-Feed zum Schlagwort „loading“ in den Reader nehmen) oder einen Newsletter mit den Vorschlägen abonnieren: