Öffentliches Schreiben nach dem C.A.R.E-Prompt-Prinzip (Digitale Mai-Notizen 1)


Dieser Text ist ein Teil des in diesem Monat zweiteiligen Newsletters Digitale Notizen. Dieser Teil behandelt das öffentliche Schreiben. Der zweite Teil befasst sich mit Schreiben, das niemand sieht. Beide Teile sind durch eine Collage aus diesem und jenem unsplash-Bild illustriert. Den Newsletter kann man hier kostenfrei bestellen.


Wenn die These stimmt, dass Künstliche Intelligenz (KI) uns in Zukunft wie ein persönlicher Assistent in der Arbeit unterstützt (ich habe sie sehr nachvollziehbar hier von Kevin Kelly auf der SXSW erläutert bekommen), dann ist eine zentrale Frage im Umgang mit neuer Technologie: Wie schreibe ich gute Prompts? So nennt man die Anweisungen, nach denen KI-Anwendungen Ergebnisse liefern sollen.

Auf Tiktok habe ich dazu eher durch Zufall (wie Zufälle auf Tiktok entstehen, hat CEO Shou Zeng hier erklärt) ein Video aus Australien entdeckt: Otto Arocha erklärt hier, wie man gute Prompts formuliert – er nennt das Prinzip das C.A.R.E.-Prompt-Framework. Diese setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von vier Aspekten zusammen, die seiner Ansicht nach einen guten Prompt ausmachen:

C wie Character

Rollenklärung: Chat-GPT (oder jede anderen KI) muss wissen, aus welcher Rolle es angesprochen wird. Für welchen Typus soll eine Lösung gefunden werden? Dieser Punkt lässt sich vermutlich am besten als Rollenklärung zusammenfasssen: Mache klar, wie deine Sprecher:innen-Position ist, aus welcher Rolle zu schreibst.

A wie Accomplishment

Dieser Punkt bezieht sich auf die bereits erreichten Leistungen deiner schreibenden Rolle. Auf welches Wissen und Errungenschaften baut der Character auf? Wenn das C den Charakter beschreibt, dann spezifiziert das A die Besonderheit dieser Rolle. Die Antwort auf diese Frage bedingt den nächsten Punkt, mit dem viele meist direkt beginnen:

R wie Request
Damit wird die Anforderung beschrieben, die der Assistent erfüllen soll. Für viele Prompts ist das der wichtigste Punkt, die konkrete Beschreibung des Ziels. Es wird aber besser erreicht, wenn vorher Character und Accomplishment beschrieben sind – und wenn Beispiele und Vorlagen geliefert werden:

E wie Examples

Hier geht es genau darum: um Beispiele, die illustrieren welche Art von Request erreicht werden soll. Wo wurde eine Anforderung schon auf vergleichbare Weise gelöst? Die Antwort auf diese Frage hilft, bei der Formulierung eines zielführenden Prompts.

Als ich das C.A.R.E.-Prinzip im Laufe des Monats erstmals sah, fragte ich mich, ob es nicht sogar weitreichendere Bedeutung haben könnte? Wäre es nicht auch hilfreich, zielgerichtete Publikationen nach diesem Prinzip zu formulieren – auch ganz ohne KI-Hilfe? Wäre es nicht gut, wenn Texte, die ein Problem lösen wollen, nach diesen vier Punkte strukturiert sind bzw. einem Schreibplan folgen, der die Frage nach Rollenklärung und Vorwissen genauso beantwortet wie konkrete Problemlösung und vergleichbare Beispiele?