Maschinen sind keine Menschen – zehn Medienkompetenz-Erinnerungen

Seit OpenAI seinen Dienst Sora2 veröffentlicht hat, sind die Timelines voll von Videos, die beeindruckend aussehen, aber niemals Realität abbilden: Clips von vermeintlichen Tür-Kameras, die Kinder zeigen, die Bären füttern oder Krokodile spazieren führen. Dieser so genannte AI-Slop ist so offensichtlich falsch, dass sofort klar sein sollte: Du sollst nicht alles glauben, was du im Netz siehst. Aber ist das wirklich so klar?


Aus aktuellem Anlass eine kleine Erinnerung an die zehn einfachsten Medienkompetenz-Hilfen im Umgang mit Inhalten und angeblichen Reichweiten im Internet:

1. Ein Account ist nicht zwingend eine Person!

2. Auch wenn du in einem Video eine Person siehst, die dich direkt anspricht, muss das kein echter Mensch sein! Und selbst wenn du einen (bekannten) Menschen erkennst: Es kann sein, dass er diese Worte, die du von seiner Stimme hörst, dennoch nie gesagt hat. Vielleicht wurden das Video mit Hilfe einer KI so erstellt, dass es täuschend echt klingt und aussieht. Bevor du den Inhalt glaubst, solltest du also Belege für die Worte suchen. Überprüfe zum Beispiel, von welchem Account das Videos gepostet wurde.

3. Die Anzahl der Follower sagt wenig über die tatsächliche Reichweite dieses Accounts – nicht nur weil sie Fake-Accounts mitzählt, sondern auch weil Beiträge bei weitem nicht allen Followern angezeigt werden.


4. Auch die angezeigte Reichweite muss nicht stimmen. Denn dass ein Beitrag viele Aufrufe hat, heißt nicht, dass ihn auch viele Menschen gesehen haben. Es heißt nur, dass er vielen Accounts angezeigt wurde – aber: Ein Account ist nicht zwingend eine Person. Aufrufe können auch von Maschinen ausgelöst werden.

5. Dass ein Beitrag viele Likes hat, heißt übrigens nicht, dass viele Menschen ihn mögen. Es heißt nur, dass viele Accounts den Like-Button ausgelöst haben – aber: Ein Account ist nicht zwingend eine Person. Likes können auch von Maschinen ausgelöst werden.

6. Das gilt, du kannst es dir denken, auch für Kommentare. Wenn unter einem Beitrag viele Kommentare anzeigt werden, heißt das nicht, dass viele Menschen ihn kommentiert haben. Es heißt nur, dass viele Accounts einen Kommentar gepostet haben – aber: Ein Account ist nicht zwingend eine Person. Kommentare können auch von Maschinen gepostet werden.


7. Alle Zahlen, die du rund um einen Beitrag siehst, sind nicht nur deshalb mit äußerster Vorsicht zu bewerten, weil sie auch von Maschinen stammen können. Sie werden von nur einer Instanz gepflegt: der Plattform selbst. Es gibt also keine externe Kontrolle, ob die Zahlen stimmen – oder zur besseren Sichtbarkeit z.B. einfach mit zehn multipliziert wurden.


8. Maschinen nehmen nicht nur Einfluss auf Aufrufe, Likes und Kommentare. Maschinen nehmen auch Einfluss auf die Inhalte selbst. Sie posten zum Beispiel zu einem bestimmten Zeitpunkt extrem viele Beiträge zu einem Thema, damit du denkst: Dieses Thema scheint aber gerade viele Menschen zu interessieren. Das muss aber gar nicht stimmen, Themen können auch von Maschinen ausgelöst werden.


9. Diese Maschinen wollen aber nicht nur die Themensetzung beeinflussen, sondern häufig auch ihre eigene Meinung transportieren. Dafür greifen sie auch auf Lügen zurück und behaupten zum Beispiel, dass ein Mensch gestorben ist, obwohl er noch lebt. Du solltest deshalb immer nach unabhängigen Belegen suchen, die von glaubwürdigen Quellen gepostet wurden.

10. Und wenn du in deine DMs schaust, bedenke die wichtigste Regel: Ein Account ist nicht zwingend eine Person. Und die Botschaft, die dir dort angezeigt wird, muss nicht von einem Menschen stammen. Sie kann von einer Maschine formuliert sein oder von einem Menschen, der lügt und sich als jemand anderer ausgibt. Schreibe nur mit Accounts, von denen du weißt, dass und welcher Menschen sie betreibt.


Mehr zum Thema: mein Beitrag Gegen die Panik, der die Grundlage für die Seite wurde, die Heiko gebaut hat: gegen-die-panik.de Außerdem haben wir die Seite fairer-teilen.de erstellt.