25 Dinge, die ich 2025 gelernt habe (Digitale Januar-Notizen)

„Im Blick zurück entstehen die Dinge“ singt Dirk von Lowtzow im Tocotronic Song „In höchsten Höhen“. Ich halte es für passend, diesen Blick zurück mit einer Tocotronic-Referenz zu beginnen. Denn auch der zweite Satz scheint mir stimmig: „Im Blick nach vorn entsteht das Glück.“

Hier kommt meine Übersicht über 25 Dinge, die ich 2025 gelernt habe (das Bild oben ist mit Hilfe von Canva mit KI generiert)

1. „Wie ich mir selbst entkam“ ist der beste Song über KI

Lösen wir den Tocotronic-Einstieg direkt zu Beginn auf: ich finde ihr Song „Wie ich mir selbst entkam“ ist ein wunderbarer Song – über Künstliche Intelligenz. Dass ich das vor einer Gruppe Lehrer:innen ausführen durfte, hat mich nicht nur mit meiner eigenen Gedicht-Interpretation-Schulzeit versöhnt. Es hat auch Spaß gemacht.

2. Glaube an deine Ideen

Gegen Ende des Jahres las ich dieses Porträt von Riley Walz. Ein schöner Text, der mich vor allem fasziniert, weil Walz daran erinnert, dass wir selbst an unsere Ideen glauben müssen. Weil wir dann besser werden – im Ideen entwickeln und umsetzen. Deshalb: das ist meine Idee für 2026!

3. Listen machen Spaß

Doppelt so viele Punkte wie in dieser Liste hier, habe ich im Frühjahr aufgeschrieben: 50 Dinge, die vermutlich stimmen. Macht mir auch jetzt noch Spaß.

4. Offline wird das nächste große Ding

Meine Timelines sind voll von der These, der auch ich mich nicht ganz erwehren kann: Wenn Maschinen das Internet befüllen, wird das persönliche Erleben nochmal an Bedeutung gewinnen. Offline wird das nächste große Ding.

5. Wir werden Big Tech verlassen

Nicht offline, aber weg von den klassischen Kanälen, die Big Tech uns anbietet – und dann nach eigenen Regeln monetarisiert – diesen Weg geht Konstantin Gramalla mit seiner Musiker-Identität Grämsn. Aber dieser Weg wird 2026 noch weiter an Bedeutung gewinnen: am 4.1. ist der erste Digitale Independence Day.

6. Ohne Grund gute Laune zu haben, ist eine Superkraft

Das Zitat heißt korrekt: „Die größte Fähigkeit, die man entwickeln kann, ist die Fähigkeit, auch dann gute Laune zu haben, wenn es nichts gibt, worüber man gute Laune haben könnte.“ Es stammt von Alex Hormosi und ich habe es im Sommer aufgeschrieben, nachdem Nikolaus Röttger mich eingeladen hatte, über Optimismus zu sprechen.

7. Bloggen hilft mir beim Denken

Das Aufschreiben ist ohnehin eine gute Sache: Es hat niemand darum gebeten, dass ich hier Dinge aufschreibe und doch ist es eine der besten Ideen der vergangenen Jahre gewesen, dieses Blog zu starten und mit einem Newsletter zu begleiten. Denn beides hilft mir beim Denken, zum Beispiel über Optimismus. Denn ich habe in diesem Jahr gelernt:

8. Optimismus ist eine Fähigkeit

Ich hatte mehrere Vorträge dazu gehalten und nach der Amtseinführung von Donald Trump zu dem Thema geschrieben. Dass daraus dann am Ende des Jahres ein TEDx-Talk wurde, habe ich auch der Tatsache zu verdanken, dass ich hier in diesem Blog drüber geschrieben habe.

9. Chronozentrismus ist ein Problem

Begonnen hat diese Blog-Reise übrigens mit dem Wort „Chronozentrismus„, das ich zu Beginn des Jahres lernte – und das mir sehr geholfen hat.

10. Öffentlichkeit heißt „gesehen werden“

Bloggen führte auch zu dieser Erkenntnis. Ich hatte schon länger über Aufmerksamkeit geschrieben – und dazu einen Vortrag bei der republica eingereicht. Und als ich dann bei der NRW-Ausgabe der republica im Herbst in Düsseldorf nochmal sprechen durfte, stellte ich fest: Bei der Frage, was öffentlich verhandelt wird, geht es erstaunlich oft darum, wer oder was gesehen wird.

11. Zufall war die schönste Geschichte des Jahres

Durchs Sehen (und Drüberschreiben) entstand auch die schönste Geschichte des Jahres in diesem Blog: Jene von Felipe Valdenegro, der z.B. an der Ampel vor der Siegessäule in Berlin jongliert. Ich hatte ihn dort gesehen, über ihn gebloggt und er hat sich daraufhin bei mir gemeldet.

12. Aufmerksamkeit wird das zentrale Thema der Zukunft

Die Frage „Wer bestimmt über deine Aufmerksamkeit?“, die ich am Anfang des Jahres mit Blick auf die „Flood the zone with shit“-Idee gestellt hatte, stellte sich auf ganz andere Weise am Ende des Jahres nochmal als Australien ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche durchsetzte (Fussnote dazu: Du bist nicht social-media-süchtig!). Und genau diese Frage wird sich stellen, wenn wir über Öffentlichkeit(en) im Jahr 2026 diskutieren.

13. Keine Aufmerksamkeit der anderen kann ein Wert sein

Wenn alle um Aufmerksamkeit kämpfen, kann der Verzicht darauf ein besonderer Luxus sein: „Manche Dinge werden größer, wenn sie kleiner werden“, sagt Denise Stock im Interview über Elopements.

14. Medienkompetenz ist Aufmerksamkeits-Kompetenz

Vielleicht ist es also eine der wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Öffentlichkeiten, eine Aufklärung der Aufmerksamkeit zu befördern.

15. Ich wünsche mir eine Medienkompetenz-Musterung

Die Bundesregierung hat beschlossen, alle jungen Männer ab dem Jahrgang 2008 zu ihrer körperlichen Fitness zu befragen. Um auf die hybride Bedrohung zu reagieren, könnte man nach dem gleichen Prinzip einfach alle Deutschen befragen: zu ihrer Medienkompetenz und der Bereitschaft, diese zu steigern.

16. Maschinen sind keine Menschen

Wenn es um Medienkompetenz geht, warnen alle immer vor gefälschten Inhalten. Sehr selten erinnern wir uns aber an einen der zentralen Punkt bei dem Thema: Maschinen sind keine Menschen.

17. KI ist auch nur Kopieren – mit unvorstellbarer Rechenleistung

Im April durfte ich in Dortmund die Frage „Was ist eigentliche Digitalisierung?“ beantworten. Ich habe dazu acht Unterantworten gegeben – und eine inspirierte das Projekt „Kopieren kapieren„. Denn wer das Kopieren kapiert, kapiert digitale Öffentlichkeiten und auch KI.

18. Echt oder kopiert? ist die letzte moralische Kategorie

Wie bedeutsam das Kopieren als kulturelles Phänomen ist, lässt sich übrigens auch an einer Debatte ablesen, die mir wie die letzte moralische Kategorie erscheint. Die Frage nämlich, was echt oder kopiert sei, sorgt regelmäßig für große Entrüstungs-Stürme und für merkwürdige Wurst-Namen-Entscheidungen im EU-Parlament. Dabei habe ich aber immerhin das Wort Retronym gelernt.

19. Deutschland braucht mehr Zahide

Durch eine Kopie („Fight the start“ von den Kilians) habe ich im Frühjahr Zahide kennengelernt. Der Spiegel nannte sie im Laufe des Jahres „Deutschlands bekanntester Teenager“ und ich finde, Deutschland kann in mindestens fünf Punkten etwas von ihr lernen.

20. Entpörung gegen Rage-Bait

Wenn Rage-Bait das Wort des Jahres ist, dann ist Entpörung eine moralische Pflicht.

21. Das Spotify-Alter war eine super Idee

Vielleicht lag es auch an Zahide, dass Spotify mein musikalisches Alter auf 16 schätzte. Aber in jedem Fall ist ihnen damit eine super Marketing-Idee geglückt.

22. Zuhören ist eine Leistung

Peter Wagner nennt sich „Head of Listening“ und sagt: „Wir sind so sehr auf Senden geeicht, auf Botschaft, auf Kommentierung, dass das echte Zuhören – ohne Reingrätschen, ohne Dauerkommentierung, ohne Wertung – eine Leistung geworden ist. Geht mir ja selbst so. Aber ich glaube, es ist eine Fähigkeit, die das Zusammenleben besser machen kann.“

23. Ich bin jetzt bei „Omas gegen rechts“

Wir brauchen demokratischen Optimismus – und wir müssen uns bemühen. Das Wichtigste beim Laufen wie beim Einsatz für Demokratie ist: „Nicht stehen bleiben.“ Deshalb bin ich bei Omas gegen recht eingetreten.

24. Sport hilft

Der Satz gilt auf so vielen Ebenen. Natürlich als Vorlage für Fußball-Metaphern oder für Lebenslehren (die Serie Stick hat eine sehr schöne stoische Erkenntnis) aber natürlich auch wenn man Sport zuschauend verfolgt – oder gar selbst läuft.

25. Zum Glück hörts nicht auf

Als ich in diesem Jahr „The Happy Dictator“ von Gorillaz hörte, hatte ich eine erstaunliche Erkenntnis: ich stellte fest, dass es Dinge gibt, von denen wir alle denken, dass wir sie uns wünschen, sie in Wahrheit aber schrecklich wären, wenn sie tatsächlich eintreten. Ein solcher Fall wäre gegeben, wenn die Liste der Erkenntnisse tatsächlich bei Punkt 25 enden würde – oder um es in den Zeilen des Songs zu sagen, die Damon Albarn auf die „happy“ Diktatur in Turkmenistan bezieht, wo der herrschende Diktator Serdar Berdimuhamedow nur gute Nachrichten erlaubt, weshalb die Sparks in dem Song auch ständig „oh what a happy land we live in“ singen:

No more bad news – so you can sleep well at night – and the palace of your mind will be bright


Dieser Text ist Teil meines monatlichen Newsletters „Digitale Notizen“, der immer zum Ende eines Monats erscheint. Hier kannst du ihn kostenlos abonnieren.