Strava-Fridge, JC Vance Baby Meme, Khaby Lame, Besser nett sein, Labubu (Netzkulturcharts Juni 2025)

Was geht online? Die Netzkulturcharts sind meine völlig subjektive Antwort auf diese Frage. Ich liste darin Phänomeme auf, die ich inspirierend, interessant oder bemerkenswert finde. Sie sind regelmäßiger Bestandteil meines Digitale Notizen-Newsletter

Auf Tiktok reposte ich übrigens Clips, die mir besonders auf- oder gefallen.
Auf Instagram komMEMEtiere ich dann und wann Aktuelles – und erzähle Hintergründe zu Memes.


Platz 1: Strava-Fridge

Ein Sound aus dem Jahr 1982 wird gerade in Glaskühlschränken des Web gespielt. Die so genannten Strava-Fridge-Clips zeigen Läufer:innen, die sich aus verglasten Kühlschränken filmen, ein Getränk nehmen und zum Abschluss die Eckdaten ihrer Läufe einblenden. Dazu läuft der Song „Players“ von Coi Leray, der ein extrem bekanntes Sample aus dem Jahr 1982 nutzt: aus dem Song „The Message“ von Grandmaster Flash.

Der Trend kombiniert Netzkultur und Laufcontent – also habe ich auch ein Video aufgenommen: um auf den Minutenmarathon zu verweisen – und auf eine kleine Laufaktion, die Heiko und ich in diesem Monat beim Projekt „Unser München“ eingereicht haben. Es geht um „Eine Runde München“ – für das du hier abstimmen kannst.

Platz 2: Labubus

So sehr ich vom Strava-Fridge begeistert bin, so wenig habe ich den Labubu-Trend selbst mitbekommen. Aber ich verfolge die Berichterstattung über den Hype. Die Zeit schreibt über die kleinen Stofftiere: „Optisch erinnern die Monster an eine Kreuzung aus Monchhichi und Gummibärenbande gone bad.“ Bis zu 40 Euro kosten die in limitierter Auflage verkauften Monster, über die die Zeit erklärt: „Ursprünglich kommt die begehrte Ware aus Hongkong, erfunden hat sie Illustrator Kasing Lung. 2015 veröffentlichte er seine Kinderbuchreihe The Monsters, in der die Figur mit den Hasenohren, Labubu, vorkommt. Die Zusammenarbeit mit der Spielzeugfirma Pop Mart machte sie 2019 dann berühmt.“ Seit 2024 – so berichtet CNN – ist der Labubu-Content auf Tiktok in die Höhe geschossen – und von dort wurde auch der aktuelle Hype befeuert.

Platz 3: Besser nett sein

Ed Sheeran liefert das schönste Beispiel für den geteilten Clip-Trend des Monats: Eine Person beugt sich in die Kamera und spricht das Publikum direkt an – und zwar mit dem Hinweis, die nun folgende Szene in jedem Fall positiv zu bewerten. Mein Freund, Kollege oder neuer Stürmer zeigt euch jetzt was – „und Ihr seid besser nett und reagiert besser positiv darauf“.

Es folgt die angekündigte Szene, die von der ersten Person aus dem Hintergrund beobachtet wird. Bei Ed Sheeran ist dieser zu sehen, wie er ein weißes Shirt präsentiert. Und dabei so tut als habe er vor der vorherigen Ansprache nichts mitbekommen.

Wie man diese Mechanik für die Vorstellung eines Neuzugangs im Kader einsetzt, zeigt der Karlsruher SC hier in einem sehr geglückten Video.

Platz 4: JD Vance Baby

Dass es stimmen könnte, sollte Sorgen machen: in diesem Monat machte die Geschichte eines norwegischen Studenten die Runde, der angeblich wegen der Nutzung eines Memes nicht in die US einreisen durfte. Im Frühjahr hatten wir hier über die Memes berichtet, die sich über den Vizepräsidenten lustig machen. Ein solches Vance-Baby-Meme habe Mads Mikkelsen auf dem Handy gehabt, als er an der Einreise in die USA gehindert wurde – erzählt er der BBC.

Die US-Behörden weisen den Vorwurf zurück und begründen die verweigerte Einreise mit Drogen-Konsum des jungen Norwegers. Eine Nachfrage der BBC liesen sie jedoch unbeantwortet.

Platz 5: Khaby Lame

Die Veränderungen der US-amerikanischen Politik wurde für netzkulturell interessierte Menschen in diesem Monat auch an der Geschichte von Khaby Lame illustriert. Der Content-Creator (Netzkulturcharts 2021), der mittlerweile vor allem dafür bekannt ist, dass er bekannt ist (meinste Tiktok-Follower) wurde die Ausreise aus den USA nahegelegt. Der Spiegel schreibt: „Lame sei am 30. April in die USA eingereist und dann länger geblieben, als es sein Visum erlaubt habe, heißt es in einer Mitteilung von ICE. Dem TikTok-Star sei angeboten worden, die USA freiwillig ohne Ausweisungsbescheid zu verlassen, was er dann auch getan habe. Lame hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.“


Ungebetene Ohrwürmer* des Monats

1. Coi Leray: „Players“

2. Tommy Cash: „Espresso Macchiato

3. Noah Kraus & Wir sind Helden: „Nur ein Wort“

4. Seppli MC: „Ueli Vuitton“

5. Kendrick Lamar: Peeckaboo

* in dem Buch „Meme – Muster digitaler Kommunikation“ nutze ich Ohrwürmer als Metapher um die Wirkung von Memes zu beschreiben. Deshalb ist es nur konsequent, sie nicht nur metaphorisch, sondern eins-zu-eins zu nehmen.


Besondere Erwähnung

Zohran Mamadani hat die Vorwahlen der Demokraten für die Bürgermeisterwahlen in New York gewonnen. Der Linkspolitiker sorgt für große Aufregung – auch im Netz. Besonders aber seine Frau, die Künstlerin Rama Duwaji, erfreut die netzkulturelle Gemeinde.

Dass Emojis nicht nur die offensichtliche Bedeutung haben, sondern auch als Codes gelesen werden können, habe ich hier schon mal erwähnt. Der Kanal Funk zeigt ein paar aktuelle Beispiele.

Tiktok-Userin emelie zeigt auf ihrem Kanal den Alltag im Rollstuhl. In diesem Monat erlebte sie virale Bekanntheit, als sie mit einem Anzug aus dem Rollstuhl aufstehen und Schritte gehen konnte.

Der Satz „Danke, dass ihr auch Infoposts ein Like gebt“ gehört zum Standard-Repertoire der Funk-Posts auf Instagram. In diesem Monat erlebte der Satz eine besondere Bekanntheit – der Bundeskanzler kopierte ihn.

Erst ein Elefant in einem Geschäft in Thailand, jetzt eine Kuh in einem Laden in den USA – sehr große Tiere sind gerade offenbar ein Trend ;-)


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