Welches Verhältnis haben Journalisten zu ihren Lesern?

In der gerade nicht mehr aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Vanity Fair gibt es ein lesenswertes Gespräch mit dem Großkritiker Joachim Kaiser. Darin wird dieser unter anderem gefragt, ob er Groupies habe. Er antwortet so:

Eher Störenfriede. Da ich im Telefonbuch stehe, rufen mich wildfremde Leute an: „Herr Kaiser, Sie werden mich nicht kennen, aber ich lese Sie seit 30 Jahren. Meine Tante hat übermorgen Geburtstag. Was soll ich ihr für eine Platte schenken?“ Ich sagen dann lautstark: „Sind Sie ganz gesund? Es ist Sonntagabend, ich habe Gäste, und wir kennen uns doch gar nicht!“ Weil mich die Leute über Jahrzehnte hin lesen, denken sie, sie kennen mich und schließen daraus irrig, ich kenne sie auch. Die können sich eine Welt, in der ich nicht kilometerlang über Kunst quassele, gar nicht mehr vorstellen.

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