Franz, der Letzte

Eines seiner Erfolgsgeheimnisse ist das Understatement – seine bewusst gepflegte Kleinbürger-Sprache, sein oft belächelter Haarhelm, sein sauerländischer Fußball-Intellekt. Je schicker die Anzüge in seiner Partei wurden und je geschwollener die gerade dem Juso-Alter entwachsenen Funktionsträger daherredeten, desto mehr fühlte sich Müntefering einem Milieu verpflichtet, dem er entstammt, das aber allmählich austrocknet. Es ist das Milieu, in dem die Leute, zumal in Nordrhein-Westfalen, selbstverständlich SPD wählten und sich bei Arbeiterwohlfahrt und Naturfreunden engagierten. Die Partei betrieb Bildung, sie kümmerte sich um Bibliotheksbusse für Menschen wie Müntefering, den Volksschüler und Industriekaufmanns-Lehrling.

Kurt Kister würdigt in der Süddeutschen Zeitung Franz Müntefering mit einem „Franz, der Letzte“ genannten Kommentar