Man muss nach vorne denken

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Ich bin Fan des VfL Bochum. Das ist ein nicht nur erfreuliches Hobby (siehe dazu hier, hier und hier) . In den vergangenen Wochen macht #meinvfl aber auf und auch neben dem Fußballplatz viel Freude. Der Verein hat in der Werbe-Aktion der Bild-Zeitung Solidarität mit dem FC St. Pauli gezeigt und Cheftrainer Gertjan Verbeek (der die Mannschaft an die Spitze der zweiten Liga geführt hat) wurde bundesweit viral verbreitet, weil er sich über die Bild-Zeitung empörte (im Video ab ca. 2.20 Min) Hintergrund dazu hier

In dieser Woche nun hat Verbeek der FAZ ein Interview gegeben, in dem er über seine Perspektive auf Fußball gesprochen hat. Das Gespräch ist aber auch für Nicht-Fußballer und Nicht-Sportler interessant, denn der Cheftrainer des VfL Bochum sagt etwas sehr Wichtiges über unseren Umgang mit Veränderung und über die Rolle der Angst in diesem Zusammenhang:

„Man hat nur Spaß, wenn man seine Kreativität ausleben kann (…). Wenn man die ganze Zeit defensiv denken und arbeiten muss, dann bekommt man viel negative Energie (…) und das wird am Ende zu wenig sein. Man entwickelt sich dann nicht mehr. Man muss deshalb offen sein für neue Ideen, man muss kreativ sein und nach vorne spielen, nach vorne denken und den Glauben haben, dass man sich weiterentwickeln kann. Ich will ein Trainer sein, der das vorlebt, dann kommen der Spaß und der Glauben von selbst.
(…)
Ich denke nicht in Problemen, sondern in Lösungen. Nehmen Sie die aktuelle Flüchtlingswelle, sie ist ein Problem, klar, aber wenn man sie nur als Problem sieht, kommt man nicht weiter. Man muss sie als Tatsache sehen und nach Lösungen suchen, wie wir diese Menschen unterbringen, wie wir zusammen mit ihnen leben können. Und um Lösungen zu finden, braucht man positive Energie, braucht man Kreativität. Destruktivität führt nur zu Ärger, nicht zu Lösungen.
(…)
Mit Angst im Körper kann man seine Leistung nicht bringen. Wenn man Angst hat zu verlieren, wird man verlieren. Angst erzeugt ein ungutes Gefühl, aber um ein optimales Resultat zu erreichen, muss man ein gutes Gefühl haben.

Ich werde auch nach wiederholte Lektüre das Gefühl nicht los: Verbeek spricht gar nicht über Fußball, er spricht über Journalisten und den Medienwandel!

(Foto: Stadion des VfL Bochum; fotografiert von ScaarAT via Flickr; CC BY-NC 2.0)

3 Kommentare

In einem Fußball-Lehrbuch mal gelesen: „Motivation ist bei mittlerer Erfolgswahrscheinlichkeit am größten.“ Wenn man sich zu überlegen fühlt („Uns kann gar nichts passieren“), unterschätzt man den Gegner (den Markt, die Konkurrenz, die Entwicklung). Umgekehrt, wenn man sich zu schwach fühlt („Wir haben ja eh keine Chance“), ist die Motivation auch gering. – übertragen auf Journalismus kann man die Verlage einteilen. Die größere sind hoch motiviert (z.B. Springer), weil sie eine gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit haben. Bei anderen regiert die Angst … Problem ist allerdings: Es ist nicht nur psychisch. Man braucht auch Kapital.

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