Der Mythos vom Straßenfußball

Die Panke ist einer von 30 Bolzplätzen hier im Viertel, einer von Hunderten in ganz Berlin. Diese Käfige sind Orte, um die sich Mythen ranken wie Unkraut um ihr Gitter. Maradona, der bei der Weltmeisterschaft in Mexiko in einem Lauf über das ganze Feld fünf englische Gegenspieler und am Ende den Torwart austanzte, hatte auf so einem Platz gespielt, in einem armen Vorort von Buenos Aires. Zidane ist groß geworden auf so einem Platz, zwischen grauen Plattenbauten in Marseille. Sie alle, Maradona und Zidane, Ribéry und Rooney, Genies und Wahnsinnige, haben in der Enge dieser Käfige gelernt zu fliegen. Hier entwickelten sie ihren Instinkt, einen ungezähmten, unberechenbaren Fußball, der die Verteidiger in den Vereinen überforderte und sie selbst zu Millionären machte.

Unter dem Titel Der Nabel ihrer Welt besucht Die Zeit den Bolzplatz im Berliner Bezirk Wedding, in dem die Boateng-Brüder das Fußballspielen gelernt haben. Kevin-Prince, der bei der WM im Kader von Ghana steht, hat heute übrigens deshalb Deutschlandweit Berühmtheit erlangt, weil er am Wochenende im Finale des britischen Pokals Michael Ballack so foulte, dass dieser Gipsverband und ruhig stellenden Spezialschuh tragen muss – und nicht das Trikot der Nationalmannschaft. Davon steht nichts in dem lesenswerten Text, aber von Gummistiefeln an den Füßen des siebenjährigen Kevin kann man lesen und von Problemen mit dem DFB:

Mit dem, was Boateng im Käfig an der Panke groß gemacht hatte, eckte er an in der hierarchischen Welt des DFB, die jemanden wie den Stürmer Kevin Kurányi für das Verlassen des Stadions während eines Länderspiels lebenslang ausschließt. Es ist eine Welt, deren Helden sein sollen wie der Teammanager Oliver Bierhoff, glatt geschliffen und geföhnt. Mit Anfang 20 sollen sie Playstation spielen, mit Mitte 20 ein Fernstudium absolvieren und mit Ende 20 an ihrem Golfhandicap arbeiten. Es ist eine Welt, in der es – anders als auf dem Bolzplatz – nicht reicht, einfach nur gut zu sein.

Das Thema Ballack findet in dem Text dann doch statt – in den Kommentaren unten drunter.