WTF, Sven Regener!

Etwas mehr als ein Jahr nach seinem Wutausbruch im Zündfunk war Sven Regener am Donnerstag wieder im Bayerischen Rundfunk zu hören. Dort wurde er mitten in einem launigen Interview auch nach dem Telefonat aus dem März 2012 befragt (etwa ab 10.30 Min), das in der hitzigen Urheberrechtsdebatte eine breit rezipierte Wortmeldung war. Den entsprechenden Schnipsel findet man auf Soundcloud

… wo er etwas abrupt abreißt. Aber auch auf der Zündfunk-Seite geht es nicht wirklich weiter. Es bleibt alles recht dürftig.

Regener wollte, erfährt man, „mal den Gegenstandpunkt formulieren“. Er hatte nämlich den Eindruck, es gebe nur „den einzigen Standpunkt, Musiker kann man ja auch bald mal enteignen“. Das machte ihn wütend, deshalb sei ihm der Kragen geplatzt. Und dann sei das ganze auch mehr oder weniger erledigt gewesen:

„Ich hab keine Interviews mehr dazu gegeben. Es ist alles gesagt, da gibt es nichts hinzuzufügen. Wer das nicht kapiert, der tut mir leid.“

So leid, dass er auch auf Nachfragen nicht reagiert habe. Er habe Mails einfach gelöscht. Denn: Wer das nicht tue, bekomme ein falsches Menschenbild:

Botho Strauß ist nur so scheiße drauf, weil er den ganze Nachmittag Fernsehen guckt und die Kommentarspalten im Internet liest. Und darum hat er ein Menschenbild, dass wir alle totale Untermenschen sind. Was an sich nur bestimmte Leute sind, die sich wahnsinnig schlecht benehmen.

Bitte? Sven Regeners Reaktion ein Jahr nach dem Wutausbruch besteht aus Botho Strauss, Untermenschen und gelöschten Mails? Ich glaube, die offizielle Reaktionsabkürzung dafür lautet WTF!?

Das kann doch nicht ernsthaft Ergebnis von einem Jahr hitziger Urheberrechtsdebatte mit Acta-Protesten und Runden Tischen sein, dass Sven Regener sich in ein Studio setzt und von Untermenschen spricht. Mal abgesehen davon, dass die Zündfunk-Leute da hätten nachfragen müssen, bin ich sehr ernsthaft erschüttert von dem Mann, dem ich tatsächlich für einen Moment zugetraut hatte, Schwung in eine Debatte zu bringen, die von grundlegender Bedeutung für den Umgang mit Kunst und Kultur im Netz ist.

Das Jahr hatte natürlich schon den Beweis erbracht, dass es ihm darum nicht wirklich ging. Trotzdem war ich insgeheim hoffend davon ausgegangen, Sven Regener hätte was verstanden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man, aber sie stirbt eben.

7 Kommentare

Hoffnung? Nachdem S. R. so fein den Rock n Roll erklärt hat, dass jeder nach dem Zuhören wusste, dass der als Image hochgehaltene unbändige Geist nichts weiter als ein Reklametrick ist? Nee.

Wer glaubt, dass die von der Contentindustrie hochgepushten Werke und Personen etwas mit Kultur oder gar Kunst zu tun haben, hält eine Kitschpostkarte der Marke Diddl auch für ein großartiges Gemälde. Die Kultur findet schon lange woanders statt (und sie muss kämpfen, kämpfen gegen eine geistlose Zeit und Gesellschaft und ihren alles für den Zweck der Allvermarktung aufbereitenden Macht- und Gewaltapparat).

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