Mehr Humor!

In den Kommentaren unter dem Beitrag, in dem er auf seinen Text in der gestrigen Ausgabe der gedruckten Frankfurter Allgemeinen Zeitung verweist, schreibt donalphonso, laut FAZ (für die er bloggt, was da nicht steht) „einer der bekanntesten deutschen Blogger“ das hier:

Es gibt jeden Tag irgendwo einen Beitrag, der das Berliner Lebensmodell preist und bejubelt und alle auslacht, die es anders machen. Die Texte, die die alter Erwerbsarbeit begraben, sind Legion. Die treten an, meine Welt abzuschaffen, und ich muss mir anhören, das sei cool, das habe man jetzt so.


donalphonso
scheint diese Beiträge nicht zu mögen. Vermutlich deshalb hat Rainer Mayer einen Text geschrieben, in dem er seinem Unmut über Piraten, Berliner und Verfechter des Bedinungslosen Grundeinkommens (BGE) in einer Art Luft macht, dass man merkt wie sehr hier eine laute Debatte herbeigewünscht wird. Dabei schlägt er den Bogen von Michael Seemann und Jens Best über Christian Heller und Johannes Ponader bis zu Sascha Lobo und den Samwer Brüder. Sie alle sind Ausweis für die Schlechtigkeit Berlins:

Außerdem hält sich hartnäckig das Gerücht, Berlin sei die Stadt, in der man kreativ noch etwas in Deutschland bewegen könne. Blogs. Podcasts. Twitter. Websites. Labels. Platten. Buchverlage. Start-ups. Medien. Jeder kennt jemanden, der etwas aufgezogen hat. Sogar Suhrkamp ging nach Berlin.

Erstaunlich ist, dass dieser mittelgute Blogeintrag so banalen Kulturpessimismus gegens Netz bedient. Dass er das so humorlos tut und vor allem: dass er in einer Zeitung erschienen ist. Das könnte man ausführlich besprechen und mit Bezügen zu den Blogeinträgen des Kontrollverlust-Bloggers bei der FAZ versehen. Man könnte die journalistische Regel ansprechen, immer auch die zweite Seite zu hören (das gilt meiner Einschätzung nach auch dann wenn Personen ein Parteiamt bekleiden oder ihre Eigentumsverhältnisse bloggen).

Man kann aber auch ganz einfach fragen: Warum fehlt all dem der Humor?

Der in dem Text ebenfalls erwähnte Sascha Lobo hat nicht nur vor zwei Jahren in einem vergleichbaren Rant bewiesen, wie man so etwas mit Humor macht, er hat in seiner Spiegel Online Kolumne auch genau das gefordert: Eine bessere Beleidigungskultur.

Ich will solchen Texten einfach nicht mehr anmerken, dass da jemand seine eigene Welt verteidigt. Ich will, dass mit größerer Souveräntität geschimpft wird. Mit dem Stil, der im FAZ-Text im Schlussabschnitt anklingen soll, wenn Autor und anonymisierter Freund nach Italien fahren und übers Essen sprechen. Dabei erfährt man nicht mal, mit welchem Automobil sie reisen. Dabei wäre das doch das Mindeste.

12 Kommentare

Du bist ja mal ein humoriges Kerlchen, Dirk…du erwartest von Fonsi und der FAZ ernsthaft Humor? Und Souveränität? Der war gut

Nun, ich verstehe Dirk. Humor hatte die FAZ eigentlich nur gezeigt, als sie Jakubetz in Rekordzeit abgeschafft hat. Disclaimer wäre: „schrieb 3 mal für die FAZ“.

Humor und Lustigsein ist ja in Wahrheit nicht unbedingt das Gleiche. Dennoch danke für den humorvollen Kommentar …

Das Monty Python-Zitat werte ich als positiven Humor-Ansatz. Ansonsten reden wir offenbar aneinander vorbei, was schade ist, weil ich den Aspekt der Angst sehr spannend finde.

Also ich habe schallend gelacht beim Lesen von Meyers Artikel. Schon weil ich immer lachen muss, wenn ab und an die Wahrheit aus einem Text strotzt.

Wenn der Meyer zu mir kommt, werde ich ihn fragen, wieso er andere als Bohemians bezeichnet, wenn er selbst Blogger ist, der monatlich bei 2.000 EUR gedeckelt ist.

Oh, toll, da weiss einer mehr als ich und der Verlag weiss! Was ich allerdings weiss ist, dass allein meine Gästewohnung grösser als die 30m² vom MSPRO ist. Insofern glaube ich nicht, dass ich es je nötig habe, zu irgendwelchen Leuten zu gehen, die keine Ahnung haben.

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