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Kersten Riechers und Tobias Reitz haben eine Präsentation über Kommentarkultur in deutschen Nachrichtenmedien ins Netz gestellt. (via )


Es kommen Roland Tichy, Markus Hofmann, Frank Thomsen und Wolfgang Blau zu Wort. Es wird kritisiert, dass Medien Kommentatoren noch immer wie Leserbrief-Schreiber behandeln und keinen echten Dialog führen. Leider wird aber nicht erläutert, warum Medien diesen Dialog suchen sollten.

Wenn der Umgang mit Leserkommentaren im Netz so ist wie mit Leserbriefen bisher, dann heißt das ja zunächst: Es ist alles wie immer. Warum sollte sich daran jetzt etwas ändern? Riecherts und Reitz liefern darauf keine befriedigende Antwort – und sie sind damit nicht alleine. Es ist dem Online-Journalismus in Gänze bisher nicht ausreichend geglückt, darzustellen, warum Journalisten sich dem Dialog mit ihren Lesern im Netz öffnen sollen. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass die (begründunslose) Behauptung, sie müssten dies tun eher dazu führt, dass die Offline-sozialisierten Kollegen sich dem versperren. Journalisten mögen nicht, wenn man ihnen sagt, sie müssten etwas tun – schon gar nicht, wenn dies nicht gut begründet ist.

Da es aber dringend nötig ist, dass dieser Dialog aufgenommen wird (Negativ-Beweise für missglückten Dialog gibt es in großer Zahl), sollten wir uns vielleicht in Zukunft mehr darauf konzentrieren, die Notwendigkeit der dialogischen Öffnung zu begründen.

Ansätze dafür habe ich im vergangenen Sommer im Rahmen von fünf Thesen zu liefern versucht. Dabei geht es mir darum – wie in einem gestern im Rahmen des IFP München geführten Interviews beschrieben – die Veränderungen der Digitialisierung neu zu denken. Vielleicht sind Medien ja mehr als bloße Inhalte-Kanäle, vielleicht müssen wir sie als Versammlungsorte (vergleichbar einem Restaurant) denken, in denen Menschen sich bewegen können. Das würde nicht nur helfen, der Paid-Content-Debatte Innovationen beizusteuern, es liefert auch einen Begründungsansatz, warum wir uns als Journalisten dem Dialog im Netz nicht entziehen können und sollen: Weil ein Restaurantbesitzer auch seinen Job verliert, wenn er sich weigert, mit den Gästen zu sprechen.

4 Kommentare

Hallo Herr von Gehlen,

es ehrt uns, dass Sie unsere Präsentation zum Anlass genommen haben, die Diskussion fortzuführen!

Kurz zum Kontext: Unsere Präsentation war der Diskussionsanstoß für eine Session auf dem Barcamp Darmstadt, in der wir verschiedene Beispiele der Kommentarkultur in Onlinemedien zeigen wollten – zunächst ohne Wertung.

Wir reden seit nunmehr drei Jahren mit Kollegen und Kommilitonen über die Krux mit den Kommentaren. Diesmal wollten wir uns aber explizit Meinungen von Nicht-Journalisten anhören. Um die Debatte offen zu halten, haben wir Handlungsempfehlungen in der Präsentation bewusst außen vor gelassen.

Das hat unserer Meinung nach gut geklappt. Die Teilnehmer unserer Session haben fast durchweg den Wunsch geäußert, zumindest gehört zu werden, und sei es nur ein simples „Danke“ seitens der Redaktion, wenn sie zurecht auf einen Fehler hingewiesen haben. Dass das auch eine Frage der Ressourcen ist, war allen Beteiligten klar.

Wir haben diese Session nicht ganz ohne Eigennutz angeboten. In wenigen Wochen beginnen Tobias Reitz und ich eine Diplomarbeit an der Hochschule Darmstadt zu dieser Thematik.

Wir sind da ganz bei Ihnen: Der Dialog
ist dringend nötig. Denn unabhängig davon, ob (Online-)Journalisten den Dialog suchen, werden ihre Artikel ohnehin von den „Lesern“ diskutiert – notfalls auf anderen Plattformen.
Vielleicht haben wir in einem halben Jahr weitere Antworten darauf, warum Online-Journalisten den Dialog führen sollten.

Wir freuen uns auf Ihren Input dazu!

Beste Grüße aus Darmstadt,

Tobias Reitz, Kersten A. Riechers

Lieber Kersten Richers, lieber Tobias Reitz,

für die Diplom-Arbeit wünsche ich das Beste! Wenn ich mithelfen kann, Antworten zu finden auf die gestellten Fragen: Gerne Bescheid sagen

Vielen Dank für die Erläuterungen und besten Gruß nach Darmstadt

Dirk v. Gehlen

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