Außer: Man tut es! Eine Ideensammlung

Die Situation ist unübersichtlich, äußerst ärgerlich und unplanbar. Es würde mich nicht wundern, wenn man aus den Begriffen Kultur, Corona und Wellenbrecher-Lockdown mit wenigen Handgriffen das Akronym „SCHEISSE“ bilden könnte – und ganz sicher kann man sie auf das berühmte Kästner-Wort runterbrechen: „Es gibt nichts Gutes“.

Aber natürlich hat Erich Kästner es nicht bei dieser Situationsbeschreibung belassen, sondern einen zweiten Satzteil ergänzt und dazu möchte hier ein bisschen was schreiben: „Außer: Man tut es!“ war nämlich mein erster Gedanken als ich diesen Tweet von Karla Paul las:

Bezahlt Kreativität, damit sie zukünftig erhalten bleibt u zwar mit Geld, nicht nur mit Worten

Das ist ein richtiger und wichtiger Ratschlag. Nur leider gibt es gar nicht so wenige Leute, die ich gerade gar nicht bezahlen kann, weil sie keine Bücher am Markt haben, keine Lesungen machen können oder ihre Konzerte abgesagt wurden (Foto: unsplash). Ich würde das aber gerne tun, weil ich ihre Kunst schätze, deshalb kam mir die Idee: Vielleicht bringe ich sie auf Ideen ;-)

1. Digital sichtbar werden

„Nur wer sichtbar ist, findet statt“ hat Tijen Onaran ihr Buch über Selbstmarketing genannt. Das Buch ist empfehlenswert, aber allein der Titel lohnt sich. Denn vielleicht fehlt es vor allem anderen an digitaler Sichtbarkeit. Das war vor Corona vielleicht nicht so problematisch, in der aktuellen Lage führt es aber zu dem Problem, dass fehlende Sichtbarkeit auch alle anderen Möglichkeiten der digitalen Vermarktung verunmöglicht. Wann wenn nicht jetzt, ist ein guter Zeitpunkt, um digitale Netzwerke zu testen: Verbinde dich mit Menschen, die ähnliche Interessen teilen (hier mein Lob der losen Verbindung) und sei es nur um festzustellen: Es geht anderen auch so, du bist nicht allein!

2. Sag wer du bist

Zur Sichtbarkeit gehört für mich nicht nur die Vernetzung, sondern auch die Fähigkeit zu sagen wer man ist. Erstelle dir eine Website, die andere verlinken und verschicken können, wenn sie dich empfehlen wollen. Der Aufwand ist minimal (zum Beispiel bei WordPress, Wix, Substack und vielen anderen) und hat womöglich große Wirkung. Außerdem hilft eine eigene Website auch dabei die Frage zu stellen: Was kann ich eigentlich gut? Darauf können übrigens vielleicht auch Menschen eine Antwort geben, die dich gut kennen. Frage sie. Und schreibe ihre Antworten womöglich auf deine Website – so genannte Blurbs sind immer hilfreich und helfen dir, Netzwerke zu knüpfen.

3. Denke andersrum

Gerade ist kein guter Zeitpunkt für kreatives Rumspinnen. Oder vielleicht ein besonders guter. Die Lage bleibt (siehe oben) scheiße, aber manchmal führt eine veränderte Perspektive zu neuen Erkenntnissen: Ich will hier gar keine lange Rede über „Reframing“ halten, aber es finden sich manchmal neue Lösungen, wenn man neue Perspektiven wählt. Im ersten Lockdown haben Spargelbauern (Symbolbild Unsplash) zum Beispiel ihr Verkaufsprinzip umgedreht: Weil sie keine Erntehelfer:innen mehr fanden, haben sie statt dem Spargel den Zugang zum Spargel vermarktet. Man konnte dann nicht das Gemüse kaufen, sondern Spargeldämme pachten. Was das konkret helfen kann? Ich weiß es auch nicht, aber vielleicht ist es eine Inspiration!

4. Löse Probleme

Neue Ideen sind immer dann gut, wenn sie zu Problem-Lösungen führen. Es kann deshalb eine guter Ansatz sein, nicht zu fragen „Was kann ich jetzt nicht mehr tun?“, sondern eher: Wem kann ich mit dem, was ich gut kann, ein Problem lösen? Die Antwort hängt natürlich immer von den eigenen Präferenzen ab, aber ein Ansatz für Musiker:innen könnte zum Beispiel sein: Geschenkgutscheine zu verkaufen (Foto: unsplash) Denn in den nächsten Wochen werden Weihnachtsgeschenke gesucht. Menschen habe also das Problem: ich möchte meinen Lieben etwas schenken. Vielleicht könnte eine Antwort ein Geschenkgutschein für ein exklusives Wohnzimmer-Konzert sein, das nach der Pandemie gespielt wird. Bringt den Künstler:innen jetzt Geld und den Schenkenden jetzt ein Geschenk.

5. Nimm Geld an

Der vermutlich wichtigste Punkt: Man kann dir nur dann Geld geben, wenn du eine Möglichkeit hast, es anzunehmen. Das kann eine Kontonummer auf der Website sein, es kann aber auch eine etwas aufwändigere Crowdfunding-Aktion sein. Dieses Thema begleite ich seit Jahren u.a. hier im Blog unter dem Schlagwort loading. Dort findest du andere Leute, die sowas schon gemacht haben. Vielleicht sind sie eine Inspiration für dich, selbst eine Idee zu entwickeln. Die Plattform Startnext hat im ersten Lockdown Künstler:innen auf besondere Weise unterstützt. Du kannst Dir aber auch Angebote wie Steady oder Substack anschauen, die die Möglichkeit bieten, eine kontinuierliche Zahlung an Künstler:innen einzurichten. Vielleicht kannst Du einen Newsletter schreiben, einen Workshop anbieten oder auf andere Weise eine gutes Angebot machen, für das andere bereit sind zu zahlen.

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Während des ersten Lockdowns habe ich mich intensiver mit dem Thema Live-Streams befasst. Dazu gibt es einen Übersichtstext und ein eigenes Schlagwort hier im Blog. Wenn du eigene Projekte startest: schreib mir, ich stelle sie gerne hier im Blog vor!

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