Briefingday – wie man einen täglichen Newsletter spannend macht

Thomas Marban schickt mir jeden Tag zehn englischsprachige „Finds“ aus dem Web, die mich stets überraschen. Sein Briefinday ist eine meiner Newsletter-Entdeckungen des vergangenen halben Jahres. Das Besondere: die Links werden in Wien kuratiert. Thomas ist Österreicher – und hat meine Mail mit Fragen zu dem Newsletter deshalb auch auf deutsch beantwortet.

Jeden Tag zehn echt interessante Fundstücke aus dem englischsprachigen Web. Wie kriegst du das hin?
Ich arbeite seit über zwanzig Jahren an verschiedensten Formaten von News Aggregatoren und habe damals auch das Format eines Single Page Aggregators populär gemacht (aktuell hvper.com). Bei meinem Newsletter setze ich allerdings zu 100% auf manuelle Arbeit und lese tatsächlich jeden Tag an die 300 der populärsten US News Sites, aus denen ich die besten 15 Stories zusammenstelle.

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen solchen Newsletter starten?
Im Laufe der Jahre hatte ich immer wieder von Usern das Feedback erhalten, daß sie zusätzlich zu einem 100% automatisierten Newsletter auch gerne eine Human-Curated Edition hätten. Der Anstoß dazu kam also schon lange vor dem aktuellen Hype, der letztlich nur das zunehmende Verlangen nach Menschen statt Algorithmen widerspiegelt.

Auf der Landingpage zum Newsletter hast du ziemlich prominente Leser aufgeführt. Was weißt du über die Leserinnen und Leser deines Newsletters?
Ich konnte durch meine Kontakte in die US News Industrie tatsächlich mit einigen großen Namen starten, man sollte allerdings nicht annehmen, daß sie maßgeblich zum Wachstum beitragen. Statistisch halte ich nur die üblichen Indikatoren wie Open/Click Rates und teilweise Kampagnen im Auge. Alles andere halte ich für wenig zielbringend. Im Falle von Briefingday ist die Open Rate von ~62% meiner Meinung nach in diesem Segment aber überdurchschnittlich hoch.

Was ist dein zentraler Ratschlag: Was macht einen guten Newsletter aus?
– Konsistenz, d.h. Täglich zur selben Uhrzeit um den Dopamine fix hoch zu halten.
– Qualität der Inhalte, wobei ich hier immer auf einen 60% „Serious stuff“, 30% „Interesting stuff“ und 10% „Fun stuff“ Mix achte.
– Bewußte Reduktion bzw. Closure — Als eine Balance, den User nicht zu erschöpfen, als auch das Gefühl zu vermitteln, daß er komplett informiert ist.

Neben dem Inhalt fasziniert mich das Empfehlungssystem, das du „Briefingday Referral Rewards“ nennst. Wie funktioniert es?
Relativ simpel: Je nachdem wieviel User einen weiteren erfolgreich einlädt erhält er zunehmend Upgrades wie eine Sonntags-Edition oder den Newsletter 2h früher als der Rest. Anzumerken ist hier daß ich das Referral System komplett selbst gebaut habe da es zwar einige Anbieter wie Substack dafür gibt, jedoch am Ende alles sehr zusammengeflickt wirkt und ich gerne die Ownership über die komplette Kette inkl. aller Daten haben möchte.

Verdienst du mit dem Briefingday Geld?
Nein, es gibt allerdings einige Sponsor-Angebote, die in Zukunft evtl. eingemischt werden. Desweiteren habe ich für Briefingday vom US Inkubator Idealab eine Seed Runde aufgestellt die diese Start- und Entwicklungsphase erleichtert.

Alle sprechen jetzt davon Newsletter seien (mal wieder) das nächste große Ding. Siehst Du das auch so?
Ich denke, daß es vor allem für Journalisten, die sich zunehmend im Bedrängnis einer sterbenden Medienlandschaft sehen, eine Chance ist, sich als eigenständige Stimme zu positionieren — und in weiterer Folge ein Verbund ähnlich einer medium.com Publication entsteht, der Raum für neue Content Micro Brands schafft. Was Monetization betrifft, sollte man sich aber nicht von erfolgreichen Ausreißern wie Stratechery oder The Hustle blenden lassen. Da hier bei ersterem wirklich hochwertige Analysen geboten werden und bei letzterem das starke Wachstum + Revenue auf gekauften Subscribern beruht. Fraglich ist natürlich, ob nicht irgendwann auch bei Newslettern eine Subscription Fatigue einsetzt wie wir sie schon von Streaming Diensten kennen. Bis dahin sehe ich es aber als willkommenen Retro Trend zurück zum Open Web, der ja auch bereits durch eine „raus aus Social Media und zurück zu Weblogs“-Bewegung ergänzt wird.

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