Wie ist WikiLeaks zu bewerten?

Es vergeht kein Tag ohne neue Veröffentlichungen rund um Wikileaks. Damit meine ich nicht die Nachrichten über das Schicksal von Julian Assange oder den Inhalt der Dokumente, sondern vor allem die Meldungen drumherum. Da ich in dieser Woche für jetzt.de das ABC des digitalen Krieges aufgeschrieben habe (das sich vor allem mit der Anonymous-Bewegung befasst), habe ich ein paar Links und Verweise zum Thema angesammelt, die es sich lohnt aufzuheben.

Zum Einstieg ein kleiner Film, der zusammenfasst, worum es inhaltlich bei Cablegate eigentlich geht:



Was das jedoch zu bedeuten hat, darüber ist man sich nicht so einig:

Im Interview mit DRS 4 aktuell kritisiert Hans Leyendecker, dass Rohmaterial ungeprüft ins Netz gestellt wird und sagt:

Mit investigativem Journalismus hat das nichts zu tun.

Im Blog der ARD-Sendung Monitor schreibt Sonia Seymour Mikich, Warum Internetplattformen wie Wikileaks der Demokratie dienen. Sie hält Wikileaks für einen „Weckruf für klassische Medien, über ihr Selbstverständnis nachzudenken“ und schreibt:

Investigativer Journalismus ist im besten Sinne anti-autoritär, unsere Verantwortung läuft nicht darauf hinaus, die Mächtigen zu schonen. Die neue Arbeitsteilung zwischen den klassischen Medien und Whistleblower-Plattformen (Wikileaks wird nicht die einzige bleiben) organisiert Transparenz auf einer nie dagewesene Ebene. Und weil Journalisten Staatsbürger sind, nicht Staatsträger, dürfen wir uns von Warnrufen interessierter Seiten nicht kirre machen lassen. Die Wikileaks-Enthüllungen beenden weder die Diplomatie, noch die Vertraulichkeit zwischen Regierungen. Sie machen Journalismus nicht überflüssig, im Gegenteil. Unsere Aufgabe sauber zu recherchieren, Quellen zu prüfen, Sensationalismus zu vermeiden – sie wird noch wichtiger.

Die von Mikich angeregte Debatte übers Selbstverständnis wird in dem sehr interessanten Streitgespräch zwischen Hans Leyendecker und Philip Banse begonnen. Ich glaube, es würde sich lohnen wenn sie fortgesetzt wird.

Auch als Anregung dafür sehr dienlich: die Dokumentation WikiRebels – The Documentary sowie die Einschätzung von Clay Shirky in seinem Wikileaks and the Long Haul betitelten Text:

Der Beitrag endet mit dem Verweis auf OpenLeaks, die vom Ex-Wikileaks-Sprecher Domscheit-Berg gegründete Plattform.

Update 11. Dezember: In der Süddeutschen Zeitung schreibt Hans Leyendecker sehr lesenswert über die angesprochene Debatte und benennt die entscheidenden Fragen, die Wikileaks aufwirft.

Außerdem: Die 3Sat-Gesprächsrunde (mit dem sehr guten Sandro Gaycken) zum Thema ist jetzt online verfügbar. Leider wird hier der Fehler gemacht, gar nicht zwischen öffentlichen und privaten Daten zu unterscheiden

2 Kommentare

Es ist beruhigend, dass Hans Leyendecker Wikileaks jetzt nicht mehr mit einer Massenvernichtungswaffe sondern nur noch mit einem Gemüsehändler vergleicht.

Kommentare sind geschlossen.