Gegenwärtiger Journalismus

Vergangene Woche hatte Christian Jakubetz eine Idee: Er will „ein neues Buch für neue Journalisten“ schreiben. Und dieses Buch soll nicht nur anders sein als was man kennt, es soll auch in seiner Entstehung neue Wege gehen.

Christian schrieb einen Beitrag in sein Blog und lies sich dann überraschen: von dem enormen Feedback, das seine Idee hervorrief. Zahlreiche Menschen meldeten sich bei ihm – unter anderem fand er so die Co-Herausgeberin Ulrike Langer (die sehr lesenswert unter Medial Digital bloggt). Im Laufe der Woche entstand eine Facebook-Seite (mit mittlerweile 200 Fans) und es fanden sich weitere Mitautoren: Der Videopunk Markus Hündgen kam an Board und Christian vermeldete den Einstieg von Jochen Markett.

Das ging alles so schnell, dass die Realität die Mail überholte, die Christian mir am 17. September schrieb. Darin stand (u.a.):

Ich habe übrigens noch eine etwas bescheuerte Idee, über die ich gerne mit dir reden würde.

Gemeint war das Buch und ich nahm an, wir sprechen darüber, wenn ich demnächst (Disclosure: wie schon einige Male zuvor) in Christians Online-Kurs in der DJS vorbeischaue, um darüber zu reden, wie das Dialogmedium Internet unsere Kommunikationsfähigkeit als Journalisten fordert. Doch das Internet und vor allem Christian waren schneller.

Wenn ich jetzt Mitte Oktober zur Journalistenschule gehe, werden wir vermutlich nicht mehr über Formalia meiner Teilnahme an seinem Projekt sprechen, sondern eher über Abgabe-Termine. Denn: Ich schreibe an dem Projekt mit.

Dazu habe ich mich übrigens keineswegs entschieden, weil ich glaube, dass man den „neuen Journalisten“, die im Projekttitel (vielleicht etwas unglücklich) adressiert sind, viel erklären müsse. Ich glaube, dass man gutes Schreiben vor allem durch Lesen lernt. Und das gilt auch für den Journalismus an sich: Man schaut sich an, wie gute Journalisten arbeiten und versucht daraus zu lernen. Das geht heute vermutlich einfacher als jemals zuvor. Darüberhinaus sind auch die Ausbildungswege, die auf dem gelben Klassiker noch als Alleinstellungsmerkmal auf dem Titel notiert werden, heute auch im Netz transparent auffindbar. Wer heute Journalistin werden will, muss kein Buch kaufen um zu erfahren, dass es herausragende Journalistenschulen in München und Hamburg gibt. Sie (oder er) klickt einfach auf die entsprechenden Webseiten und folgt den entsprechenden Kollegen auf Twitter oder abonniert deren Blogs – und natürlich Zeitungen!

Ich glaube viel mehr, dass wir selber ein solches Buch brauchen, also die Kolleginnen und Kollegen, die schon im Beruf stehen. Es erinnert uns an den grundlegenen Wandel, dem wir unterzogen sind (siehe dazu zum Beispiel die fünf Thesen von Matthias Spielkamp). Es hilft uns – vielleicht wie das beschriebene ABC des digitalen Journalismus – Wissenslücken zu schließen und so neue Ideen zu entwickeln. Es zeigt uns, wie bedeutsam gerade in sich wandelnde Zeiten, die richtigen Grundlagen sind, es hält uns technisch auf dem Stand und hilft dabei, Hypes von tatsächlich bedeutsamen Veränderungen zu unterscheiden.

Viele Dinge im Journalismus werden sich nicht ändern. Einige jedoch schon. Deshalb gilt – so denke ich – für die Branche der Satz, den Kevin Kelly unlängst im New York Times Magazine notierte:

You will always be a beginner. Get good at it!

Deshalb habe ich mich entschieden, an Christians Projekt teilzunehmen. Updates dazu gibt es in seinem Blog – und wenn es fertig ist auch hier bei mir.

6 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.