Antiquitätenhändler verkaufen Nachrichten

Hier trafen sich aber auch die konservativen Verleger. Diese hätten beim Dietl, der immer einen Sinn für das klassische Medienensemble hatte, eine gute Figur abgegeben, mit dem seriösen Habitus, idealtypisch: graumelierter Kurzhaarschnitt, englischer Anzug, Hornbrille, die faltenfreie FAZ ungelesen auf dem Büroschreibtisch; wichtige Menschen, gewohnt, diskret aus dem Hintergrund zu agieren, mit großer Macht.

Hier, auf dieser Veranstaltung, wirkten sie manchmal ein wenig wie ratlose Antiquitätenhändler. Um sie herum aufgeklappte Notebooks, dahinter junge kluge Köpfe mit Drähten dran und leisen Fingern, die so nebenbei über saubere Tastaturen laufen, während man dem Bekannten freundlich zunickt; eine neue, zielgerichtete Generation, die, so hat es den Anschein, ohne Stenzgehabe und Schmalz auskommt und dem Antiquitätenverleger Angst einflößt, weil sie die vife Vorhut derer ist, die, so steht zu befürchten, völlig ohne Zeitungen auskommen kann.

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Dass unsichere Zeiten angebrochen sind, zeigte am deutlichsten der Schirmherr der Münchener Veranstaltung selbst, als er am Ende des Panels zum Mikro griff: „You get lousy pennies on the web“, sagte Hubert Burda. Das Zitat wird im jüngsten Neuen-Medien-Kanal als das „meistbetwitterte, vielsagendste DLD-Statement“ gemeldet. Und es stammt von einem Mann, der den Information-Highway eigentlich seit jeher gepriesen hat.

Thomas Pany fasst für telepolis die Münchner DLD-Konferenz zusammen. Dazu ebenfalls empfehlenswert: die Einschätzung von Ania Mauruschat im Deutschlandradio Fazit.