Jeff Bezos kauft die Washington Post

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Im Dezember 2012 machte das Fortune Magazine den Amazon-Chef Jeff Bezos zur Businessperson des Jahres. Das Porträt von damals sollte man nochmal lesen, denn gerade vermeldet die Washington Post, dass Jeff Bezos sie gekauft hat. Keine Einzelausgabe, sondern die ganze Zeitung. Und nicht Amazon, sondern die Privatperson Jeff Bezos ist der Käufer:

The sale to Bezos involves The Post and its website (washingtonpost.com), along with the Express newspaper, the Gazette Newspapers and Southern Maryland Newspapers in suburban Washington, the Fairfax County Times, the Spanish-language El Tiempo Latino newspaper, and the Robinson Terminal production plant in Springfield. Bezos will also purchase the Comprint printing operation in Gaithersburg, which publishes several military publications.

250 Millionen Dollar kostet dieses Paket, eine Zahl, die in Euro fast fünf Mal in die 920 Millionen Euro passt, für die Springer unlängst einige seiner Titel an die Funke-Gruppe verkaufte. Was sicher Stoff für Kommentare bietet.

Noch interessanter finde ich allerdings, was es heißt, dass der Mann, der an die Idee des größten Buchladens der Welt glaubte, als kleine Buchhändler noch übers Internet schmunzelten, jetzt in eine Zeitung investiert. Andrian Kreye hatte Anfang des Jahres über ihn in der SZ geschrieben:

Jeff Bezos ist kein schlechter Mensch, sondern – genauso wie Steve Jobs – ein erfolgreicher Geschäftsmann. Nur stammt Jeff Bezos eben nicht aus der Kultur der Verlage und Buchhändler, sondern aus der Welt der Hedgefonds. Die beobachten den Fluss des Geldes und suchen dort die geringsten Widerstände. Kultur ist dafür wie geschaffen. Denn Kultur basiert zuallererst auf der Leidenschaft am Werk, das Geschäftliche ist nachrangig. Das gilt selbst für die Schöpfer der ganz großen Erfolge – für J.K. Rowling etwa, für Madonna oder Steven Spielberg. da ist es ein Leichtes, in die Lücken zu stoßen, die jede Krise dort schafft.

Es scheint in der amerikanischen Zeitungsbranche also Lücken zu geben, die Krise ist da – und damit auch die Erwartungen an Bezos. Er wird die Zeitung übernehmen und alle, die sich für Medien interessieren werden beobachten, was er mit ihr macht – und einige werden sicher darauf hoffen, dass er eine Lösung findet. Zum Abschluss des Fortune-Porträts sagte er:

„I have realized about myself that I’m very motivated by people counting on me. I like to be counted on. I like to have a bunch of customers who count on us. I like being part of a team. We’re all counting on each other. I like the fact that shareholders are counting on us. And so I find that very motivating.“

Update: Stimmen zum Verkauf:

„We were certain the paper would survive under our ownership, but we wanted it to do more than that. We wanted it to succeed.”
Donald Graham

„The motivation of Bezos to buy a newspaper will, no doubt, be picked over in the financial pages, but this is not a business deal; it is a cultural statement. News is not the industry that it once was, or an industry at all. It is a cultural good, the format and delivery of which needs remaking for a different set of consumer needs and capabilities.“
Emily Bell

„The iceberg just rescued the Titanic“
Schlagzeile bei Salon.com

„In zwanzig Jahren wird es keine gedruckten Zeitungen mehr geben. Wenn doch, vielleicht als Luxus-Artikel, den sich bestimmte Hotels erlauben, als extravaganten Service für ihre Gäste. Gedruckte Tageszeitungen werden in zwanzig Jahren nicht mehr normal sein.“
Jeff Bezos selber, in einem Interview mit der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2012