Dinge so machen, wie sie sein sollten

Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass an dem Tag, an dem der Spiegel eine Debatte über die Zukunft der Tageszeitung beginnt, eine Meldung öffentlich wird, die für mich auch ein Hinweis auf die Krise des deutschen Magazinjournalismus ist: Michalis Pantelouris ist künftig vor allem im Herzen Journalist, in der Realität macht er hochklassiges Olivenöl.

Die meisten Menschen kennen Michalis vermutlich, weil er manchmal im Fernsehen sitzt und kluge Dinge über Griechenland sagt. Würde es nach mir gehen, wäre er aber noch bekannter, weil er ein herausragender Magazinjournalist ist. Einer, der – ginge es nach mir – an erster Stelle genannt würde, wenn Stern oder Spiegel eine neue Chefredaktion suchen. Denen würde er jetzt vermutlich absagen, denn er schreibt, dass er künftig in einer anderen Branche „Dinge so macht, wie sie sein sollten.“ Er macht jetzt ein echtes, ehrliches, großartiges, aufregendes, besonderes Olivenöl.

Für den Journalismus ist das nicht schön. Für Michalis hingegen schon. Denn in einem der Projekte, die wir zusammen machten – im Rahmen eines jetzt-Printmagazins zur beruflichen Orientierung – schrieb er diesen wunderbaren Text, den man nochmal lesen sollte. Es ging um die ständig gestellte Berufs-Perspektiv-Frage:

Die richtige Frage ist also nicht: Was willst du werden? Sondern: Was bist du? Diese Frage wird nicht gestellt. Man kann durch die Schul- und sogar die gesamte Universitätszeit gehen, ohne sie je zu hören. Es ist sogar noch fataler: Wer sie überhaupt je hört, der hört sie heute meistens in einem völlig anderen Zusammenhang. „Was bist du?“ hören Kinder von Einwanderern immer mal wieder, aber nur im Zusammenhang mit ihrer Nationalität. „Fühlst du dich mehr als Deutscher oder als Grieche?“ – das bin ich nicht so selten gefragt worden. Und die Antwort ist: Ich habe keine Ahnung. Woher soll ich wissen, wie sich irgendein anderer Grieche oder Deutscher fühlt? Die Realität ist: Ich bin beides, aber ich bin noch viel mehr etwas anderes – nämlich ich. Ich, mit dem, was ich tun will. Ich mit meiner Motivation.

Menschen, die einen solchen Satz schreiben und sagen können, nötigen mir Respekt ab. Das ist der Grund, warum ich das Ernst nehme, was Michalis ans Ende seines Blogpost schrieb und ihm hier öffentlich Glück wünschen will. Es ist nicht das Schlechteste Ich zu sein, „mit dem, was ich tun will. Ich mit meiner Motivitation.“ Völlig egal, in welcher Branche!

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