Nur online: Über die Beschränkung des Netz

Unter dem Titel Wikileaks und wir schreibt Hans-Martin Tillack in seinem Rechercheblog auf stern.de über das Netz- und Journalistenthema dieser Tage: Julian Assange und Wikileaks. Er lobt die Seite und verweist auf Dokumente, die der Stern via Wikileaks zum Thema Toll Collect bekommen hat. Die Kooperation liegt ein Jahr zurück und Tillack schreibt:

Wir bekamen die Unterlagen vorab, prüften sie, wie es sich gehört, mühsam auf Authentizität und Relevanz und veröffentlichten schließlich einen Artikel, über zwei Seiten. Wikileaks-Chef Julian Assange war allerdings nur teilweise glücklich über die Kooperation mit dem stern. Wikileaks hatte erbeten, dass wir auch ihr Projekt in größerer Form im gedruckten stern vorstellen. Den Wunsch schlugen wir angesichts der vergleichsweise begrenzten Relevanz der Maut-Enthüllung ab. Und beschränkten uns auf ein Wikileaks-Portrait auf stern.de.

Diese Porträt (verfasst von Tillack) ist in dem Blog-Eintrag verlinkt. Es ist also noch präsent, les- und verfügbar. Wäre es im gedruckten Stern erschienen, wäre dies nicht ganz so sicher. Womöglich wäre es in den Papier-Archiven verschwunden, heute nicht mehr verlink- und auch nicht online verfügbar. Dennoch schreibt Tillack von einer Beschränkung.

Ich finde diesen Randaspekt an dem Text deshalb so erstaunlich, weil es sehr viele Journalisten gibt, die so denken: Die Online für eine Beschränkung halten, die denken, ein Text sei nur online und deshalb weniger wert. Diese Hauptsache-Print-Haltung erstaunt mich. Denn oftmals ist es doch gerade umgekehrt: Was online nicht auftaucht, existiert für viele Leser gar nicht, löst keine Anschluss-Debatten aus und sorgt für entschieden weniger Rückmeldungen. Alles Dinge, die ich reizvoll finde am Publizieren.

Besonders erstaunlich ist diese Beschränkungs-Bemerkung, weil sie in einem Weblog steht, das Wikileak lobt. Also in einem Netz-Medium, in dem die Möglichkeiten eines Angebots herausgestellt werden, das ohne das Internet nicht möglich wäre.

1 Kommentar

„Online“ ist nunmal auch dank den Blogs die schnell melden aber oft auch unreflektiert, kein Qualitätsgarant und wird auch nicht so erlebt. Damit haftet auch „seriösen“ Zeitschriften der Beigeschmack des Oberflächlichen wenn Artikel nur online erscheinen. Ich kann das nachvollziehen. Problematisch ist aber, das traditionielle Medien nicht unabhängig sind und ihre Meinung oft wenig wert ist und aus Naivität und Gewohnheit wertgeschätzt wird!

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