Jay-Z vs. Frank Schirrmacher

Es ist eine Eile dabei, als könnte etwas verhungern. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen, die ich kenne, immer schneller erzählen, gerade so, als könnten sie nicht damit rechnen, dass genug Zeit bleibt, ihnen zuzuhören, weil die Informationskonkurrenz so gewaltig ist.

Diese Worte hat Frank Schirrmacher am Montag in den Spiegel geschrieben. Es geht um sein neues Buch Payback, es geht um das Gefühl des „Mein Kopf kommt nicht mehr mit“ (Kapitel-Titel und Überschrift auf Spiegel-Online), um die Ich-Erschöpfung wie die heutige Besprechung des Buchs in der SZ betitelt ist. Vielleicht ist es ein Zufall, dass ich – als ich in jener heute früh vom digitalen Graben las – Jay-Zs Run this town hörte. Darin heißt es:

This is the life that everybody ask for
This is a fast life, we are on a crash course
What you think I rap for? To push a fuckin’ Rav 4?

Vielleicht war dies aber ein bedeutsamer Zufall. In dem Text las ich von der „digitalen Kluft, die sich durch Deutschland zieht“ und von der Frage, ob sich diese überhaupt schließen lässt. „Widersprechen sich das lineare und das vernetzte Denken nicht so sehr, dass sie keine gemeinsame Ebene finden können? Ist der Spagat zwischen beiden nicht erst einmal der kleinste gemeinsame Nenner? Eine Brücke baut „Payback“ zumindest, und die erweitert den engen Horizont der deutschen Streitigkeiten über den Atlantik. Dort ist die digitale Gesellschaft längst viel weiter. Und mit ihr die Debatten über eine digitale Zukunft.“

Von der anderen Seite des Atlantiks – und am Ende des Songs – rappte Kayne West dann quasi als zusammenfassende Antwort die Perspektive der meist nur zoologische besprochenen Digital Natives zurück:

You feelin’ like you run it, huh?
Now you know how we feel

1 Kommentar

Schirrmachers Kopf mag überfordert sein, aber wieso nimmt er sich das Recht heraus, über die Köpfe anderer zu schreiben? Es kann auch keine Alterserscheinung sein: Schirrmacher ist Jahrgang 1959, ich bin Jahrgang 1950 und fühle mich in der Welt hinter dem Bildschirm ganz wohl ‚Äì jedenfalls nicht überfordert.

Schirrmachers Sicht des Menschen ist eine mechanistische und damit menschenverachtend. Wir reagieren nicht nur hilflos auf die Informatiosnflut, wir passen uns an. Man nennt das übrigens Evolution. Siehe dazu auch: http://tinyurl.com/yzlbqr4

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