Guardian-Leser interviewen Julian Assange

Ich habe es heute nachmittag bereits notiert: Das (ich nenne es einfach mal so) Interview, das der Guardian heute mit Julian Assange hat führen lassen, ist bemerkenswert. Nicht nur wegen der interaktiven Live-Komponente.

Die Kollegen vom Guardian haben die Fragen und Antworten jetzt in eine Form gebracht und sie wie ein Interview ins Netz gestellt. Nicht nur, weil dieser Text der heute am häufigsten angeklickte auf der Website war (erstaunlich übrigens, wie stark das Wikileaks-Thema auf den Guardian durchschlägt), es war auch in der Form eine besonderer.

Ich habe mich nämlich gefragt: Können wir aus dieser Form des Journalismus etwas für seine Zukunft lernen? Kann es ein Modell sein, dass eine Zeitung im Netz gar nicht zwingend nur Inhalt liefert, sondern den Rahmen stellt, in dem Inhalte auf neue, dialogische Art entstehen? Wäre das Netz dann nicht in ein Raum, den (in diesem Fall) die Guardian-Redaktion pflegt? In dem sie für Aufmerksamkeit für Themen sorgt (siehe dazu erneut die Most-viewed-Artikel von heute), eine Atmosphäre schafft und kluge Leute versammelt? In dem sie nicht nur dafür sorgt, dass viele (passive) Leser Interesse an einem Thema haben, sondern auch zahlreiche (kluge) User, die selber Fragen stellen?

Für mich ist das heutige Interview ein herausragendes Beispiel für meine These vom Internet als Raum. Natürlich gelten hier die klassischen journalistischen Regeln, natürlich spricht Assange mit dem Guardian, weil dort gute Journalisten gute Inhalte produzieren und ebenso natürlich ist der Gemeinschafts-Raum, von dem ich spreche, kein Ersatz für den gelernten Journalismus. Aber er ist eine grundlegende Ergänzung, die Online-Ergänzung wie ich meine.

Vielleicht kann man so an der Form der Wikileaks-Berichterstattung ebenso etwas über die sich verändernden Bedingungen für den digitalisierten Journalismus lernen, wie an den Inhalten. Denn einen Gesprächspartner von Nutzer interviewen lassen, ist ein schönes Beispiel, aber natürlich nur der Anfang. Die Möglichkeiten, die das Netz bietet, sind – wenn man die Voraussetzungen geschaffen hat – bei weitem noch nicht ausgereizt. Ich glaube, es würde sich lohnen, diesen Raum zu betreten.

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