Bloggen!

Im neunetzcast #11 spricht Marcel Weiß mit Leander Wattig übers Selfpublishing und darüber, warum das Bloggen eine tolle Sache ist. Sie begründen das sehr hörenswert und ich fühlte mich dabei an Sascha Lobos Lob des Blogs erinnert, das er bereits im April angestimmt hatte:

Mit dem zunehmenden digitalen Bewusstsein in der Bevölkerung, quer durch alle digitalen Schichten von der Softwareingenieurin bis zum Bundestagsabgeordneten, ist die Zeit für eine Renaissance des selbstkontrollierten Blogs gekommen: Bürger zu Bloggern, das Blog ist die digitale Stimme des Einzelnen.

Wie gut es ist, dass der Einzelne seine digitale Stimme erhebt, zeigte mir dann bei der Bloglektüre seines aktuellsten Beitrags der Kollege Michalis Pantelouris (Transparenzhinweis: wir arbeiten – leider viel zu selten – zusammen). Denn sein Homophocus betiteltes Schimpfen ist nicht nur inhaltlich richtig und notwendig, es zeigt auch eine Darstellungsform, die man so wohl nur in Blogs finden kann. Ein sehr persönliches, sehr politisches Stück – darf man das sagen? – Literatur, das in den meisten klassischen Themenkonferenzen als zu persönlich, zu politisch abgelehnt werden würde.

Aber genau dafür gibt es Blogs. Dafür, dass jemand seine digitale Stimme erhebt und sagt: Das, was der Focus da über Homosexualität und Fußball zusammendebattiert, ist ganz ganz großer Mist. Dafür, dass jemand das auf die beste aber im ganz klassischen Sinn auch unjournalistisches Art herleiten kann, die ihm zur Verfügung steht: über sich selbst.

Es gibt keinen schlechteren Verteidiger der Schwulenrechte als mich. Aber die simple Tatsache, dass es offenbar im 2012 in Mitteleuropa immer noch ein Diskussionsthema ist, wer sein Coming Out haben kann, soll und darf und wer nicht bedeutet, dass wir alle, auch der Allerletzte und Schlechteste – kurz: ich – aufgefordert sind, Typen wie Herrn Klonovsky zu sagen: Das ist eben nicht nur falsch, was Sie sagen, das ist eine alte Scheiße. Stellen Sie das ab!

Dafür dass man seinem Ärger Luft machen kann und dabei lesenswerte – ich bleibe jetzt einfach dabei – Literatur schafft, der man die Emotionalität, die Wut und die Kraft der eigenen Stimme anmerkt. Dafür gibt es die Möglichkeit des Bloggens – und damit auch jemand wie ich sagen kann: Michalis hat verdammt noch mal recht!

Von Menschen zu verlangen, sie mögen bitte auf einen zentralen Teil ihrer Existenz verzichten oder ihn zumindest unter extremem Öffentlichkeitsdruck verheimlichen, damit der homophobe „Normalo“ auf der Tribüne nicht ihretwegen sein temporäres Menschenrecht aufs Arschlochsein ausüben muss, ist unmenschlich, unvertretbar und widerlich. Punkt.