Shruggie des Monats: die Deutsche Umweltwelthilfe (DUH)

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Der Shruggie des Monats ist eine von meinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ inspirierte Rubrik meines monatlichen Newsletters (den man hier kostenlos bestellen kann). Darin beschreibe ich Personen, Ideen und Begebenheiten, die mir besonders passend zur Hauptfigur aus dem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ erscheinen – dem ¯\_(ツ)_/¯.

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Wer steckt eigentlich dahinter, dass wir gerade über Fahrverbote in deutschen Innenstädten reden? Die naheliegende, aber falsche Antwort lautet: die Deutsche Umwelthilfe e.V. Dabei handelt es sich um einen Verein mit Sitz am Bodensee. Dieser Verein ist in den vergangenen Monaten in den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit gerückt, weil er vor Gericht gezogen ist und klagt, wenn in deutschen Städte die Stickoxid-Grenzwerten überschritten werden.

Dass diese Grenzwerte überschritten werden, liegt allerdings nicht an der DUH. Den Grund formuliert das Umweltbundesamt so: „Dennoch wäre der Luftgrenzwert an den meisten Orten einzuhalten gewesen, wenn die Realemissionen der Diesel-Pkw nicht in wachsendem Maße die Emissionen auf dem Rollenprüfstand überschritten hätten.“ Man könnte auch sagen: die Autos stoßen mehr giftige Gase aus als die Hersteller behauptet haben.

Deshalb wird Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, aktiv: „Vor einer Automesse ließ er sich im September mit einer Atemmaske fotografieren, darauf stand der Slogan „Diesel-Abgase töten!“. Im jüngsten Jahresbericht der DUH warnt er davor, dass „die Innenstädte auf viele Jahre nicht bewohnbar“ wären, falls es nicht gelänge, die Stickstoffdioxidbelastung zu reduzieren.“ So steht es in einem Bericht des Magazins Capital, der mit den Worten „Das fragwürdige Geschäftsmodell der Umwelthilfe“ überschrieben ist. Der Text meint es nicht gut mit Resch und urteilt: „Seine Kompromisslosigkeit verprellt selbst alte Mitstreiter wie Baden-Württembergs grünen Regierungschef Winfried Kretschmann, der nicht mehr mit Resch redet.“

Dass dies vielleicht auch daran liegen könnte, dass Kretschmann sich etwas zu kompromissbereit in eine eigenwillige Richtung verändert hat, erwähnt der Text nicht. Er liefert vielmehr Argumente für die Diskussion, die wenige Tage später auf dem CDU-Parteitag geführt wurde. Dabei fallen Begriffe wie Abmahnverein und die Gemeinnützigkeit der DUH wird in Frage gestellt. Dass darüber weder die Regierung und schon gar keine Partei zu entscheiden hat, ist vor lauter Auto-Wut bei der CDU niemandem aufgefallen. Und dass man die Erkenntnisse des Capital-Berichts schon 2017 in der SZ lesen konnte auch nicht: „Die DUH ist keine klassische Umweltorganisation mit Ortsgruppen, wie etwa der Bund für Umwelt- und Naturschutz. Sondern eher eine Art Öko-Firma, die Kampagnen, Klagen und Projekte initiiert, für Rußfilter in Autos, gegen Plastiktüten, oder eben gegen schmutzige Diesel. Und zur Finanzierung auch Umweltsünder per Abmahnung zur Kasse bittet. Letzteres brachte 2015 immerhin fast 2,5 Millionen Euro; führt aber dazu, dass der DUH auch der Ruf eines Abmahn-Vereins anhaftet. Zu Unrecht, wie Resch findet, der lieber von Verbraucherschutz redet. Firmen, die mit Falschaussagen über angeblich ökologisch unbedenkliche Produkte ihre Kunden in die Irre führten, müssten haften.

Diese ungewöhnliche Form der Finanzierung ist in den vergangenen Wochen zum zentralen medialen Thema geworden. Geschäftsführer Resch erkennt dahinter eine Kampagne der Autoindustrie, wie er in diesem Horizont-Interview erklärt.

In jedem Fall lässt sich an der Debatte ein bedeutsamer Shruggie-Punkt illustriert. Denn es ist sogar möglich, die Finanzierung der DUH bemerkenswert und ihre Aktionen gegen giftige Luft in deutschen Städte richtig zu finden. Ambiguitätstoleranz nennt man das – und diese Haltung war schon im Sommer mal Thema in dieser Rubrik hier. Deshalb stelle ich den Verein hier vor – und weil er zum Jahreswechsel auf einen weiteren wichtigen Punkt in Sachen Luftverschmutzung hingewiesen hat: Silvester-Feuerwerk ist eine enorme Belastung für die Luft und für die Umwelt. Bis zu 5000 Tonnen Feinstaub werden, so die DUH, durch Feuerwerkskörper freigesetzt. Deshalb fordert der Verein „einen Stopp von Feuerwerken in den mit Luftschadstoffen hoch belasteten Innenstädten“. (Foto: unsplash)

Eine Forderung, mit der man sich nicht nur Freunde macht – auch deshalb passt der Verein (den man übrigens hier als Fördermitglied unterstützen kann) in die Rubrik Shruggie des Monats

¯\_(ツ)_/¯

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Der Shruggie des Monats ist eine Rubrik aus meinem Newsletter (den man hier kostenlos bestellen kann). Der Shruggie ist die Hauptfigur aus meinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“, in dem ich zehn Gründe für einen gelassenen Umgang mit dem Neuen versammle – er hatte auch einen Podcast namens „Was würde der Shruggie tun?“

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